Bedarfserschließung für BNE

Handlungsfeld

Den Bedarf der Bürgerinnen und Bürger
im Umfeld
erkennen und erschließen

Vor der Planung konkreter Bildungsangebote heißt die Aufgabe für die Pädagoginnen und Pädagogen: Bedarfserschließung. Der Lern- und Bildungsbedarf der Bürgerinnen und Bürger ist immer Ausgangspunkt für die Planung von Angeboten.

Gleich, um welches Thema es geht – hier um BNE-Bedarfserschließung  – es folgt eine doppelte Suchfrage: Was will wer lernen in Bezug auf nachhaltiges Handeln? Und: Welche Kompetenzen werden die Menschen zukünftig mehr als heute benötigen, um sich in die nachhaltige Weiterentwicklung der Gesellschaft – lokal und global – einzubringen?

Worüber nachdenken?

Der Prozess der Bedarfserschließung ist ein Schlüsselprozess in jeder Bildungseinrichtung. Wenn die Prozessschritte immer die gleichen sind, werden die erschlossenen Bedarfe sich immer ähneln. Den Unterschied macht die Ausgangsfrage: Was will wer lernen und was wird wer voraussichtlich in naher Zukunft bewältigen müssen? Wer kann darüber Auskunft geben? Gedanklicher Ausgangspunkt sind also die lernenden Personen sowie die gesamtgesellschaftlichen Veränderungen (Megatrends) – die programmplanerische Kunst in der Erwachsenenbildung besteht in der Verknüpfung von beidem.

Reflexionsfragen

  • Für welche Themen aus dem Spektrum der nachhaltigen Entwicklung brauchen Menschen Informationen, welche Probleme wollen sie lösen?
  • Für welche Lebenslagen und Verwendungszusammenhänge werden Lernbedürfnisse geäußert?
  • Wie müssen wir bei der Bedarfserschließung vorgehen, um diese wahrzunehmen? Wer kann über diesen Bedarf Auskunft erteilen?
  • Was können wir tun, um über diese Bedürfnisse, Lebenswelten, Milieus, Lebensstile im Kontext Nachhaltigkeit mehr zu erfahren?
  • Verfügen Sie über die Kompetenzen, dafür geeignete Lernangebote zu schaffen?
  • Welche Aspekte der 17 Nachhaltigkeitsziele sind Ihnen als Einrichtung besonders wichtig? Welche sind aufgrund Ihres Leitbildes besonders relevant?
  • Aus welchen gesellschaftlichen Entwicklungen resultiert die Notwendigkeit, geeignete Bildungsangebote zu entwickeln und die Adressaten dafür zu gewinnen?
  • Welcher Beitrag wird von Ihrer Einrichtung durch Geldgeber, die Kommune, Kooperationspartner, die Zivilgesellschaft zu einer nachhaltigen Gesellschaft erwartet?

Was tun?

Es empfiehlt sich zu analysieren, welche Angebote aus dem Spektrum nachhaltiger Themen bereits auf Nachfrage stoßen. Das können gute Ansätze sein, die weiter ausgebaut werden können. Es ist sinnvoll, nach Ansprechpartnern zu suchen, die Auskunft über die besondere Zielgruppen geben können. Wichtig ist es, ohne Vorannahmen auf die Suche zu gehen – mit offenen Augen!
Netzwerkpartner bilden eine Quelle für Bedarfe, weil sie aus anderen Perspektiven heraus auf potenziell Interessierte blicken.

“Wir sind einfach davon ausgegangen, dass wir in der Pandemie keine neuen Teilnehmenden bekommen haben. Die Zahlen sind ja insgesamt runtergegangen und auch danach unten geblieben. Erst als wir genauer hingeschaut haben, ist uns aufgefallen, dass zu bestimmten Formaten und bestimmten Themen einige Erstanmeldungen dabei waren. Und als wir noch genauer hingeschaut haben, wurde uns klar, das sind ökologische Themen, bei denen es um ein gutes nachhaltiges Leben geht. Oft waren es Veranstaltungen draußen mit vielen Aktivitäten. Da kamen ganze Familien. Die versuchen wir jetzt zu halten.“
(Leiter einer Volkshochschule)

Anregungen

Achten Sie darauf, wo sich etwas Neues zeigt. Das Verfahren des Presencing – und hier vor allem der Schritt 5: das „Ankünftige“ wahrnehmen und als Prototyp weiterentwickeln (siehe Basiswissen >>> BNE zur Aufgabe der Erwachsenenbildung machen) – ist geeignet, neue Ansätze, die sich bereits erkennen lassen, in den Fokus  zu rücken und weiter auszugestalten. Oft sind neue Ideen ja schon als zarte Pflänzchen in der Welt und wollen nur gepflegt werden!

Beziehen Sie Personen in den Prozess der Bedarfserschließung mit ein, die ein Auge für das Neue haben, die nah an den potenziell Interessierten sind (ähnlich wie bei der Leitbildentwicklung).