Leitungshandeln als strategische Verantwortung für BNE

Handlungsfeld

Den Transformationsprozess gestalten

Wie für alle strategisch relevanten Entscheidungen ist Leitung für die strukturelle Verankerung von BNE in der Einrichtung (ja oder nein und wenn ja: in welchem Umfang?) und für die Gestaltung des Veränderungsprozesses (wie kommen wir vom aktuellen Stand aus zu einer BNE-adäquaten Arbeitsweise?) zuständig.

Im Handlungsfeld >>> Strukturmodelle in Einrichtungen der Erwachsenenbildung  finden Sie einige Strukturmodelle, die mit unterschiedlicher Reichweite eine Integration von BNE in das Selbstverständnis und die Arbeitsweise der Einrichtung beschreiben. Je nach Reichweite sind die Auswirkungen auf die drei Ebenen der Organisation (Strategie – Struktur – Kultur) unterschiedlich folgenreich. Je begrenzter der Umfang ist, in dem BNE verankert wird, desto weniger Prozesse und desto weniger sind die Werte und grundlegenden Ziele betroffen. Je mehr Personen und Bereiche betroffen sind (Stichwort Whole Institution Approach), desto dringender wird eine umfassende Auseinandersetzung der gesamten Einrichtung mit den Anliegen der nachhaltigen Entwicklung bzw. der sozial-ökologischen Transformation (wir verwenden BNE und Bildung für die sozial-ökologische Transformation gleichwertig).

„Kennzeichnend ist auch eine Veränderung der Rolle oder der Handlungsstrukturen des Bildungsakteurs, womit sowohl Mitarbeitende als auch die gesamte Bildungseinrichtung selbst gemeint sind. Bei Bernhard Wunder zeigte sich dies besonders darin, dass er über die gewohnte Rolle hinausgehen musste, um das (Bildungs-)Anliegen erfassen und vermitteln zu können. Er wurde zivilgesellschaftlicher Akteur, Innovator, Pfadfinder, Aktivist, Netzwerker, Vermittler – und verließ so reguläre Bildungsroutinen bzw. schuf neue Räume und Formate für Bildungsprozesse, die bei Teilnehmenden und Lernenden eine andere Wirkung entwickeln konnten als im vertrauten Bildungssetting.“
aus: André Gerth: Bildung durch Hacke und Spaten? In: weiterbilden 2 _ 2023, S. 19ff

Reflexionsfragen

  • Wie sieht der Zielfindungsprozess für den Umgang mit BNE / Transformativem Lernen aus?
  • Wie werden Zielfindung und Umsetzung partizipativ begleitet?
  • Wie werden Fortschritte wahrgenommen? Kennen die Mitarbeitenden den Stand der Entscheidung und Umsetzung?
  • Sind Mittel für die Weiterbildung der Beteiligten eingeplant?
  • Sind Ressourcen für die Vernetzung eingeplant?
  • Wie werden Prioritäten geklärt?
  • Wie werden Meilensteine und Veränderungen bzw. Problemfelder kommuniziert?
  • Wie werden Rückmeldungen eingeholt und die Sicht von Interessenpartnern einbezogen?
  • Wie werden erwartbare Rückschläge und Verzögerungen wahrgenommen und wie wird damit umgegangen? Wie werden Veränderungen verankert?
  • Welche Systemebenen werden adressiert: Strategie, Struktur und Kultur?
  • Wie werden heterogene Sichtweisen ausgehandelt?
  • Wie wird mit Unvorhergesehenem intern und im Umfeld umgegangen?
  • Wie bereit sind die Leitungspersonen zur Veränderung ihrer Rollen?
  • Wie werden die handlungsleitenden Werte der BNE / der sozial-ökologischen Transformation im laufenden Prozess integriert und reflektiert?

Was tun?

Geben Sie der Aufgabe «Bildung für nachhaltige Entwicklung» Raum und nutzen Sie ggfs. eine Klausur zur gemeinsamen Entscheidungsvorbereitung mit Ihrem Team.

Nutzen Sie die zahlreichen Informationsmöglichkeiten zur BNE für Ihre eigene Positionsfindung und vermeiden Sie dabei, dies in einer Situation zu tun, die durch Zeitdruck und Stress bestimmt ist.

Fragen Sie sich, ob Sie bereit sind, sich auf einen Transformationsprozess auf der gesellschaftlichen Ebene und in Ihrer Einrichtung zu begeben.

Falls die Antwort „ja“ ist: gehen Sie die Aufgabe systematisch an und nutzen Sie zur Entscheidungsfindung in Ihrer Einrichtung die Anregungen aus dem Handlungsfeld >>> Strukturmodelle in Einrichtungen der Erwachsenenbildung und dem Basiswissen >>> BNE zur Aufgabe der Erwachsenenbildung machenhier insbesondere das U des Transformationsprozesses – sowie zur Umsetzung der Entscheidung die Vorgehensweisen Ihres Qualitätsentwicklungssystems.

Falls Ihnen etwas dazwischen kommt, folgen Sie bitte den

Anregungen im Baustein 18: PB Hessen BNE-Spezial

BNE-Podcast für die Erwachsenenbildung – Episode 5:
>>> Was mache ich, wenn ich BNE umsetzen will und mir immer wieder etwas dazwischenkommt? mit Dr. Sonja Geiger, Murdoch University Perth, Australien

 

 

BNE-Simulationstag für Weiterbildungseinrichtungen, die sich in einem kreativen Format mit dem Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung auseinandersetzen möchten. Auf der Seite PB Hessen BNE-Spezial  unter >>> BNE-Simulationstag finden Sie weiterführende und vertiefende Anregungen und konkrete Arbeitshilfen.

 

 

Personalpolitik und -entwicklung für BNE

Handlungsfeld

Interne und externe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
als wichtigste Ressource

Bildungsangebote zu entwickeln und in der Organisation zu verankern, die den Qualitätskriterien der BNE entsprechen (siehe Handlungsfeld >>> Angebotsentwicklung nach BNE-Kriterien) erfordert spezifische Kompetenzen, fundiertes Wissen über die Hintergründe nachhaltiger Entwicklung, Kenntnisse der kommunalen bzw. lokalen Ziele und örtlichen Akteure sowie die Fähigkeit der Pädagoginnen und Pädagogen, sozial-emotionale Lernsettings auf der Basis seriösen Wissens zu gestalten. In Bezug auf die Organisation selbst bedarf es der Fähigkeit, einen partizipativen Transformationsprozess zu gestalten und in den laufenden Betrieb zu integrieren siehe dazu das Basiswissen >>> BNE zur Aufgabe der Erwachsenenbildung machen.

„Wir sind zuversichtlich, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als Nachhaltigkeitsziel 4.7 und als Wegbereiter aller 17 Nachhaltigkeitsziele die Grundlage für den erforderlichen Wandel bietet, indem sie jedem und jeder Wissen, Kompetenzen, Werte und Einstellungen vermittelt, die notwendig sind, um den Wandel hin zu einer nachhaltigen Entwicklung mitzugestalten.“

Mehr dazu in der >>> Berliner Erklärung (zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung) der UNESCO 2021.

Das Ziel, bis 2030 „jedem und jeder“ die erforderlichen Kompetenzen für die Mitwirkung an der sozial-ökologischen Transformation zu „vermitteln“ bezieht sich sowohl auf das formale als auch auf das non-formale Bildungssystem. Damit kommt der Erwachsenenbildung die Aufgabe zu, mehr als 60% (18 – 65 Jährige, Stand 2021) der Bevölkerung zu erreichen. Dies ist die Altersgruppe derjenigen, die aktuell im Alter und in der Funktion sind, Entscheidungen über das Ausmaß an Nachhaltigkeit mit lokaler und globaler Auswirkung zu treffen.

Hieraus wird deutlich, dass die Anforderungen an die Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner immens sind, weshalb die folgende Selbstverpflichtung in die „Berliner Erklärung“ aufgenommen wurde:

„Die entscheidende Rolle der Lehrkräfte bei der Förderung von BNE anzuerkennen und in die Kompetenzentwicklung von Lehrenden und anderem pädagogischen Personal auf allen Ebenen zu investieren sowie einen bereichsübergreifenden Ansatz bei der Transformation der Bildung sicherzustellen.“
aus der „Berliner Erklärung“ der UNESCO 2021, s.o.

Die Anforderungen an die Kompetenzen des Personals in der Erwachsenenbildung sind also hoch – wie können Bildungseinrichtungen in ihrer Personalpolitik und Personalentwicklung vorgehen? Wie so oft ist auch hier der Blick auf die bereits vorhandenen Ressourcen hilfreich und die Frage, wie sie im Blick auf die angestrebten Einrichtungsziele leicht weiter ausgebaut werden können.

Reflexionsfragen

  • Sind die Qualifikationen und Kompetenzen der Mitarbeitenden in Bezug auf BNE bekannt? Wie ist der Stand?
  • Wie werden BNE-Kompetenzen bei der Personalauswahl priorisiert?
  • Wie werden Weiterbildungsmöglichkeiten in Bezug auf BNE im Team bekannt gemacht? Wie wird dafür Sorge getragen, dass alle Funktionsbereiche eingebunden werden?
  • Wie werden Lehrende in die BNE-bezogene Personalentwicklung eingebunden?
  • Wie wird der Wissenstransfer zwischen den Arbeitsbereichen und mit externen Netzwerkpartnern organisiert? Wie werden diese Angebote wahrgenommen?
  • Wie wird die Mitwirkung von Mitarbeitenden auf allen Ebenen an der Weiterentwicklung von Angeboten und Arbeitsweisen sichergestellt?
  • Wie werden Ideen und Anregungen aus allen Bereichen aktiv eingeholt und evaluiert?

Was tun?

Bearbeiten Sie die Reflexionsfragen mit Ihren Mitarbeitenden zusammen. Setzen Sie bei der Auswertung Schwerpunkte und stimmen Sie Ihre Personalpolitik und Personalentwicklung mit Ihren strategischen Zielen bezüglich der Verankerung von BNE in Ihrer Einrichtung aufeinander ab. Nutzen Sie das Engagement Ihrer Mitarbeitenden und leicht zugängliche Lernmöglichkeiten in Ihrem Umfeld, z.B. durch die Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern. Machen Sie BNE-Kompetenzen zu einem Auswahlkriterium bei Neueinstellungen.

Anregungen

Auf der >>> Seite des hessischen Umweltministeriums sind die hessenweiten Aktivitäten des Ministeriums im Kontext BNE sowie die Aktivitäten der wichtigsten Akteure in der BNE in Hessen zu finden. Hier finden sich Anregungen für alle Bildungsbereiche.

Bildungsaktivitäten sind als Beitrag zu einer nachhaltigen Transformation der Gesellschaft zu verstehen und vermitteln die dafür notwendigen Kompetenzen.
Mehr dazu beim >>> Institut Futur der Freien Universität Berlin, wie es die Agenda 2030 vorsieht.

Im Baustein 11 >>> Handlungskompetenzen der BNE werden die Kompetenzen für BNE definiert.