17 globale Nachhaltigkeitsziele (SDGs)

Achter Baustein

Sustainable Development Goals (SDGs)
Die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele als Anknüpfungspunkte für die Programmentwicklung in der Erwachsenenbildung

Die Vereinten Nationen haben 2015 in der Agenda 2030 weltweite Ziele nachhaltiger Entwicklung verabschiedet. Die Sustainable Development Goals (SDGs) sollen bis 2030 global und von allen Unterzeichnerstaaten erreicht werden. Das heißt, dass alle Staaten gleichermaßen aufgefordert sind, die drängenden Herausforderungen der Welt gemeinsam zu lösen.

Diese 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) mit ihren 169 Unterzielen bilden einen umfassenden Rahmen zur Verwirklichung einer weltweiten nachhaltigen Gesellschaft und bieten Anknüpfungspunkte für die Programmentwicklung in der Erwachsenenbildung. >>> Grafik anklicken für eine große Ansicht


Quelle: >>>  https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-erklaert-232174

Auf der Seite des >>> Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung ist dargestellt, wie diese 17 Ziele im Rahmen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie realisiert werden sollen. Weitere Informationen und Materialien dazu finden Sie auf der Seite der >>> Vereinten Nationen in Deutschland.

Vertiefende Informationen finden Sie auch im Handlungsfeld >>> Angebotsentwicklung nach BNE-Kriterien sowie im Basiswissen >>> BNE zur Aufgabe der Erwachsenenbildung machen.

BNE zur Aufgabe der Erwachsenenbildung machen

Basiswissen

Die Transformation der Einrichtung anstoßen

Viele Bildungseinrichtungen setzen sich mit der Frage auseinander, ob sie zukünftig mehr als bisher über ihre Bildungsangebote zu einem gesellschaftlichen Wandel in Richtung ökologischer, ökonomischer und sozial-kultureller Nachhaltigkeit beitragen wollen. Solange der gesellschaftliche Transformationsprozess offen ist – also derzeit noch niemand wirklich weiß, wie sich das Verhältnis zwischen Mensch und Biosphäre zuverlässig nachhaltig gestalten lässt – lassen sich auch Bildungsorte, die sich der nachhaltigen Entwicklung verschreiben, auf einen offenen Prozess ein.

Wie ein solcher offener Entwicklungsprozess in einer Einrichtung der Erwachsenenbildung gestartet werden kann, wird im Folgenden beschrieben:

„Die große Herausforderung unserer Gesellschaften besteht im tiefgreifenden Umbau der Wirtschaftssysteme und im Wandel der Lebensweise in wenigen Jahren, um die Übernutzung unserer Lebensgrundlagen aufzuhalten und den Wohlstand sozial gerecht zu verteilen. Das Gesamtpaket dieser notwendigen und zum Teil bereits laufenden Veränderungsprozesse wird auch als sozial-ökologische Transformation bezeichnet. Aus der Transformationsforschung wissen wir, dass dieser notwendige Wandel „nicht aus einer großen Transformation (besteht), sondern aus vielen kleinen sequenziell und parallel verlaufenden Transformationsprozessen in verschiedenen Subsystemen, die zu einem Wandel der gesellschaftlichen Entwicklung oder der Systemdynamik führen.“ M. Heitfeld/ A. Reif: Sozialökologische Transformation, in: weiterbilden 2 – 2023, S. 12)

Sozial-ökologische Transformation als Rahmenbedingung
der Transformation der Bildungseinrichtung

Foto: Silke Töpfer

Die strategische Entscheidung einer Einrichtung der Erwachsenenbildung, sich als Teil der sozial-ökologischen Transformation zu verstehen, ist folgenreich. Sie bedeutet für eine Einrichtung der Erwachsenenbildung, Bildungsort in einem starken Spannungsfeld zu sein: in einem sehr fluiden Umfeld zu einem Lernort zu werden, der für die Bürgerinnen und Bürger einen sicheren und vertrauensförderlichen Rahmen darstellt, um zu Fragen des persönlichen Lebensstils und des gesellschaftlichen Zusammenlebens nach verantwortlichen Lösungen für morgen und für weltweit zu suchen. Zugleich bedeutet dies, die Widersprüchlichkeit und die Offenheit der Themen in diesen Lernort hereinzulassen und bisherige Sicherheiten in Frage zu stellen.

Diese Ausgangsbeschreibung für einen Veränderungsprozess in einer Bildungseinrichtung macht deutlich, dass die Reichweite einer solchen Veränderung innerhalb der Einrichtung selbst beträchtlich sein wird: Es geht darum, nicht nur Angebote und Abläufe zu verändern, sondern Rolle, Selbstverständnis und Grundhaltungen in einen neuen Einklang zu bringen.

Presencing als Weg

Für einen solchen tiefgehenden Veränderungsprozess ist in der Organisationsentwicklung ein Vorgehen entwickelt worden, das Presencing genannt wird. Orientierung bieten die Gedanken von Friedrich Glasl und Otto Scharmer. F. Glasl: Professionelle Prozessberatung, Stuttgart 2005 / O. Scharmer: Theorie U – Von der Zukunft her führen, Heidelberg 2009

Presencing bedeutet, dass man sich auf das Wesentliche konzentriert und die Bereitschaft entwickelt, dem wirklich Wichtigen eine Chance zu geben. Die Ausgangsfrage würde also lauten: Wollen wir als Erwachsenenbildung Teil der Suche nach einem nachhaltigen Leben sein und unsere Arbeit so gestalten, dass wir mit unseren Lernenden zusammen Antworten finden?

Die Schritte auf dem Weg

Ein Transformationsprozess in Form des Presencing erfasst alle drei Subsysteme einer Organisation:

1. das technisch-instrumentelle System, das u.a. Abläufe, Instrumente und den Ressourceneinsatz umfasst. Im technisch-instrumentellen System schlagen sich die Entscheidungen der Organisation nieder. Sie sind die „Hand“ der Organisation, der Ort der Umsetzung.
2. das soziale Subsystem, in dem Funktionen und Rollen, die Art und Weise der Kommunikation und Interaktion nach innen und außen gelebt werden. Hier ist das „Herz“ der Organisation.
3. das kulturelle Subsystem, in dem die Werte und Ziele, Haltungen und Einstellungen verortet sind – der „Geist“, aus dem heraus die Bildungseinrichtung lebt und arbeitet.

Im Prozess der Transformation werden alle drei Ebenen aufmerksam und ergebnisoffen betrachtet mit dem Ziel, die im Gesamtsystem verborgenen Ressourcen für – in unserem Fall – die BNE zu entdecken. Nachfolgende Grafik ist eine eigene Darstellung der Theorie U nach Scharmer.
>>> Grafik anklicken für eine große Ansicht

grafische Darstellung des TransformationsprozessesDer Weg zum Neuen führt immer durch das
gesamte U und kann nicht abgekürzt werden!

Anregungen zur Gestaltung der Schritte im Presencing-Prozess:

Schritt 1
Sie könnten mit der Frage beginnen: Wo stecken schon Ansätze von BNE in unserem Angebot oder in unserer Arbeitsweise?

Dazu können der >>> BNE Quickcheck pdf-Datei 209 KB oder die >>> Bestandsaufnahme anhand der 17 SDGs pdf-Datei 275 KB genutzt werden. Zielführend sind hier zwei Aspekte: Bearbeiten Sie die Fragen in einem Team, das möglichst viele verschiedene Perspektiven aufweist und achten Sie darauf, dass Sie so genau wie möglich beschreiben, wie das Angebot aussieht und wie es entsteht. Vermeiden Sie Bewertungen!

Schritt 2
Beschreiben Sie im Team und ohne Bewertung, wie die Zusammenarbeit und die Kommunikation bei der Entwicklung dieser Angebote organisiert ist und funktioniert. Bleiben Sie exakt bei der Realität – vermischen Sie noch keine Wunschvorstellungen oder Ideen damit!

Schritt 3
Beschreiben Sie die Philosophie, den Geist, die Leitsätze und Maximen, die handlungsleitend für die Beteiligten an diesen kleinen Pflänzchen sind. Achten Sie darauf, auch hier zu beschreiben und nicht zu bewerten!

Schritt 4
Dies ist die entscheidende Arbeitsphase! Versuchen Sie, die Werte, Haltungen, Leitorientierungen zu benennen, die zum Entstehen der von Ihnen in Schritt 1 identifizierten Ansätze von BNE beigetragen haben und fassen Sie diese in klare Worte.

Schritt 5
Ab jetzt geht es in die Phase, Neues zu entwickeln! Auf der Basis der formulierten Werte, Haltungen und Leitorientierungen entwickeln Sie Ideen, welche Angebote, Lernformate oder Aktivitäten Sie in Richtung BNE zukünftig stärker fokussieren und mit Energie implementieren wollen. Priorisieren Sie die Ideen und entscheiden Sie sich für einen ersten „Prototypen“. Durch ihn soll sichtbar werden, was Sie zukünftig mit Energie verfolgen und in die Welt bringen wollen. Lassen Sie sich durch die Handlungsfelder des grünen Kreises anregen, ihre Vorgehensweisen auf das Wesentliche zu fokussieren!

Schritt 6
Werten Sie die Erfahrung mit Ihrem Prototypen aus und entscheiden Sie danach, wie Sie die Rolle Ihrer Einrichtung im örtlichen Netzwerk sowie die interne Zusammenarbeit und Aufgabenverteilung etc. gestalten wollen. Hier können Sie sich durch das Handlungsfeld >>> Strukturmodelle in Einrichtungen der Erwachsenenbildung sowie das Handlungsfeld >>> Netzwerke und Kooperationen anregen lassen.

Schritt 7
Erst im letzten Schritt beschreiben Sie die zukünftig gültigen Prozesse und Abläufe, definieren Ressourcen und Instrumente, die Sie für die BNE einsetzen wollen.

 

Weitere Anregungen über die Gestaltung eines solchen Presencing-Prozesses finden Sie in der Handreichung des Deutschen Volkshochschulverbandes >>> „Bildung für nachhaltige Entwicklung an Volkshochschulen“.

 

Anregungen finden Sie auch in unserer BNE-Podcast-Reihe für die Erwachsenenbildung >>> Podcast-Episoden des PB Hessen.

 

 

 

Möchten Sie sich in einem kreativen Format mit dem Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung auseinandersetzen? Dann nutzen Sie gerne unseren BNE-Simulationstag für Weiterbildungseinrichtungen. Auf der Seite PB Hessen BNE-Spezial (Baustein 18) finden Sie weiterführende Anregungen und konkrete Arbeitshilfen >>> BNE-Simulationstag.

 

 

Angebotsentwicklung nach BNE-Kriterien

Handlungsfeld

Die BNE-Kriterien bei der Angebotsentwicklung
professionell umsetzen

Bildung für nachhaltige Entwicklung ist zu großen Teilen aus der Umweltbildung hervorgegangen, umfasst aber neben den ökologischen auch ökonomische und sozial-kulturelle Bereiche, ohne die die sozial-ökologische Transformation nicht gelingen kann.

Sie verfolgt dabei den Anspruch, Fähigkeiten und Werte, also Kompetenzen, an die Bürgerinnen und Bürger zu vermitteln und dies, ohne die Lernenden zu überwältigen. Was ist also bei der Planung eines Lernangebots, das die Kriterien der BNE umsetzt, zu bedenken?

Was ist BNE eigentlich?

Bildung für nachhaltige Entwicklung versteht sich nicht als neues pädagogisches Zauberrezept, sondern fußt auf einem bewährten ganzheitlichen Bildungskonzept, das Kopf, Herz und Hand ins Lernen einbezieht. Mit dieser Vorstellung von ganzheitlicher Bildung werden die Themen aus allen Feldern der nachhaltigen Entwicklung aufbereitet, also ökologische Themen, aber auch ökonomische und sozial-kulturelle Aspekte einbezogen – siehe auch Baustein 9 >>>Dimensionen der Nachhaltigkeit.

Zentral ist es, den Fokus auf den Erhalt der endlichen Ressourcen des Planeten Erde zu richten und bei der Suche nach verträglichen Lösungen die ökonomischen und die sozial-kulturellen Bedingungen, unter denen sie entstehen, mitzudenken. Die >>> 17 Goals to Transform Our World der Vereinten Nationen geben hierfür einen konzeptionellen Rahmen vor – siehe Baustein 8 >>> Ziele der nachhaltigen Entwicklung.

Das übergeordnete Ziel ist es, die Bürgerinnen und Bürger darin zu unterstützen, ihren individuellen Lebensstil so nachhaltig zu gestalten, wie sie es für richtig halten auf der Basis ihres Wissens und ihrer Möglichkeiten und ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie sich aktiv in die Gestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft vor Ort und weltweit einsetzen können. Insgesamt geht es darum, Handlungskompetenzen für die sozial-ökologische Transformation zu erlernen – verbunden mit einer entsprechenden Haltung (siehe >>> Berliner Erklärung zur Bildung für nachhaltige Entwicklung der UNESCO 2021).

Ein wesentliches Element der BNE ist das Bilden von Netzwerken und Gemeinschaften, in denen die einzelnen Personen die Wirksamkeit ihrer Handlungen erfahren können. Wer in der Resonanz mit ebenfalls Engagierten handelt, schafft es besser, Routinen zu verlassen und Neues auszuprobieren. Eine solche Erfahrung – Teil einer lernenden, suchenden, engagierten Gemeinschaft zu sein – ist ein zentrales Moment gelingender BNE. Menschen erleben eine Erweiterung ihrer individuellen Selbstwirksamkeit durch das gemeinsame Denken und Handeln mit anderen. Dadurch wird auch die Lücke zwischen Einstellung und Handeln, die oft als Hindernis für das Aktivwerden beschrieben wird, überwindbar. In diesem Sinne werden Bildungsräume zu Motivationsräumen für die Einzelnen und Orte der kreativen Lösungssuche. Auch wenn das individuelle Handeln nur begrenzte Wirkung entfaltet, wächst die Wirkung rapide an, wenn sich viele Individuen zusammenschließen. Dafür sind Bildungsveranstaltungen exemplarische Lernorte, die aus der Problemorientierung in die Handlungsorientierung führen können, wenn Thema und Ziel, Ort und Gemeinschaft die lernenden Menschen berühren.

Grafik von Antje van Look

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Diese „Big Five der BNE“  können als die fünf wichtigsten Fragen für die Entwicklung von BNE-Angeboten genutzt werden: Ist das Thema ein Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung? Welche Methoden sind geeignet, die Teilnehmenden aktiv in die Suche nach Problemlösungen einzubinden?, etc.

Reflexionsfragen

  • Welche methodischen und didaktischen Elemente passen zu Thema und Zielgruppe?
  • An welchen Lernorten kann das Thema für die Teilnehmenden auf inspirierende Weise erfahren werden?
  • Mit welchen Kooperationspartnern zusammen kann das Angebot am besten geplant und umgesetzt werden?
  • Welche Ziele, z.B. in Bezug auf kommunale Vorhaben (wie Fernwärmenetz oder Bürgerstrom) verfolgt das Angebot?
  • Wer soll deshalb in die Planung einbezogen werden und wer muss über die Ziele der Veranstaltung informiert werden?
  • Wie kann die Vernetzung der Teilnehmenden über die Veranstaltung hinaus unterstützt werden? Können wir den Lernenden eine Fortsetzung anbieten, weitere Treffen nach dem eigentlichen Angebot organissieren oder Vereine / Initiativen vor Ort empfehlen, die Mitwirkende suchen?

Was tun?

Als Leitbild für die Angebotsentwicklung kann die Vorstellung dienen, dass Menschen dann bereit für Veränderungen sind, wenn sie vom Ziel der Veränderung emotional berührt sind. Setzen Sie sich deshalb mit dem Konzept BNE auseinander (siehe Bausteine 5 und 6). Sie werden Aspekte finden, die bereits Teil Ihrer Arbeitsweise sind, aber auch andere, die Sie zukünftig stärker berücksichtigen wollen. Zentral ist es, die Balance zwischen Überwältigungsverbot (siehe Baustein 7 >>> Beutelsbacher Konsens) einerseits sowie Kompetenzorientierung und damit Handlungsorientierung andererseits zu wahren und ein Lernbündnis auf Augenhöhe mit den Teilnehmenden einzugehen.

Anregungen

Bildungsaktivitäten sind als Beitrag zu einer nachhaltigen Transformation der Gesellschaft zu verstehen und vermitteln die dafür notwendigen Kompetenzen.

Mehr dazu beim >>> Institut Futur der Freien Universität Berlin, wie es die Agenda 2030 vorsieht.

Auf dem Portal Globales Lernen finden Sie eine anschauliche Zusammenfassung der zwölf Kompetenzen der BNE von Prof. Dr. Gerhard de Haan, die auch für Erwachsene gelten >>> BNE-Kompetenzen.

BNE-Podcast für die Erwachsenenbildung – Episode 3
>>>
Wie geht es denn genau? Was braucht es,
um wirksame BNE-Angebote zu machen?

 

 

Das Konzept >>> Rounder Sense of Purpose verknüpft Kompetenzvermittlung mit den Nachhaltigkeitszielen und ist eine anregende Quelle für alle pädagogischen Fachkräfte, die Bildung für nachhaltige Entwicklung anbieten wollen.

>>> Prinzipien der Ermöglichungsdidaktik von Prof’in I. Schüßler pdf-Datei 216 KB

>>> 10 didaktische Prinzipien zur Förderung von Lernfreude von Prof’in I. Schüßler

>>> Leitfragen zur Erstellung eines BNE-gerechten pädagogischen Angebots pdf-Datei 61 KB – Zusammenstellung von Eva Heinold-Krug

Das >>> Konzept des Handabdrucks wird sehr anschaulich in der Übersicht von  Germanwatch dargestellt.

Die >>> Arbeiten der vier Preisträger/innen des Innovationspreises 2023 des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V.  bieten Anregungen für weitere eigene Projekte.