BNE als pädagogisches Konzept

Sechster Baustein

Das Konzept „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ beschreibt eine ganzheitliche und transformative Bildung. Es verbindet moderne pädagogische Ansätze mit den Inhalten der Nachhaltigkeit.

Um ganzheitliche und transformative Bildungsangebote zu gestalten, bedarf es des Zusammenspiels von Lerninhalten, Lernergebnissen, Pädagogik sowie Lernumgebungen, um Lernende zu befähigen, den Weg zur nachhaltigen Entwicklung zu verstehen und sich aktiv in den gesellschaftlichen Transformationsprozess einzubringen.

BNE orientiert sich an Themen der Nachhaltigkeit, globalen Perspektiven, der Gestaltung der Zukunft und Gerechtigkeit (intra- und intergenerative Gerechtigkeit, Ressourcengerechtigkeit, globale Gerechtigkeit und Chancengerechtigkeit). Sie ist dabei handlungsbezogen und partizipativ und vermittelt entsprechende Reflexions- und Planungskompetenzen.

Bildung für nachhaltige Entwicklung setzt Methoden ein, die partizipatives, konstruktives, forschendes, reflexives und diskursives Lernen unterstützen, um den Blick sowohl auf lokale als auch globale Themen zu lenken. BNE basiert auf einem Bildungsverständnis, bei dem Lernende und Lehrende gemeinsam Wissen schaffen („konstruieren“), um verantwortungsvolles Denken und Handeln zu ermöglichen.

Voraussetzungen für gelingende BNE beschreibt Prof. Dr. Gerhard de Haan in seinem Vortrag „Was ist gute Bildung für nachhaltige Entwicklung?“ – hier das >>> Video des Vortrages.

Eine Sammlung von Links zu BNE-Methoden finden Sie hier:

>>> Buchveröffentlichung der Deutschen UNESCO-Kommission e.V: Bildung für nachhaltige Entwicklung in der außerschulischen Bildung: Qualitätskriterien für die Fortbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Leitfaden für die Praxis, S. 26, ISBN978-3-940785-42-8.

>>> BNE-Portal des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

>>> Umweltschulen

>>> Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), München

>>> Methodenheft des BNE-Sachsen

>>> Reflectories.de – Universität Bayreuth, Lehrstuhl für Didaktik der Geographie

Bildung zur nachhaltigen Entwicklung

Fünfter Baustein

Nachhaltige Entwicklung und
Bildung zur nachhaltigen Entwicklung

Von nachhaltiger Entwicklung zur BNE als Auftrag für die Erwachsenenbildung – Definitionen

„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.

Zwei Schlüsselbegriffe sind wichtig:
1. Der Begriff „Bedürfnisse“, insbesondere der Grundbedürfnisse der Ärmsten der Welt;
2. der „Gedanke von Beschränkungen“, die der Stand der Technologie und sozialen Organisation auf die Fähigkeit der Umwelt ausübt, gegenwärtige und zukünftige Bedürfnisse zu befriedigen.“
Quelle: Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (1987) auf der Seite des >>> Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz

Nachhaltigkeit, nachhaltige Entwicklung und Bildung für nachhaltige Entwicklung sind eng miteinander zu verschränken, wenn die weltweit getroffenen Vereinbarungen der Agenda 2030 umgesetzt werden sollen. Bildung für nachhaltige Entwicklung hat die zentrale Aufgabe, Menschen zu befähigen, sich aktiv einzubringen und den gesellschaftlichen Transformationsprozess mitzugestalten.

Die geläufigste Definition liefert das >>> BNE-Portal des Bundesministeriums für Bildung und Forschung: „BNE steht für Bildung für nachhaltige Entwicklung. Entwicklung ist dann nachhaltig, wenn Menschen weltweit, gegenwärtig und in Zukunft würdig leben und ihre Bedürfnisse und Talente unter Berücksichtigung planetarer Grenzen entfalten können. Eine solche gesellschaftliche Transformation erfordert starke Institutionen, partizipative Entscheidungen und Konfliktlösungen, Wissen, Technologien sowie neue Verhaltensmuster. BNE befähigt Menschen zu einem zukunftsfähigen Denken und Handeln. Dabei stehen bestimmte Fragen im Vordergrund. Etwa: Wie beeinflussen meine Entscheidungen Menschen nachfolgender Generationen in meiner Kommune oder in anderen Erdteilen? Welche Auswirkungen hat es beispielsweise, wie ich konsumiere, welche Fortbewegungsmittel ich nutze oder welche und wie viel Energie ich verbrauche? Welche globalen Mechanismen führen zu Konflikten, Terror und Flucht? Oder was können wir gegen Armut tun? Zusammengefasst: BNE ermöglicht es allen Menschen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle nachhaltige Entscheidungen zu treffen.“

Auf dem BNE-Portal finden Sie weitere umfangreiche Materialien zum Stöbern.

Eine weitere BNE-Definition der >>> Umweltschulen bezieht sich auf die Theorie der starken Nachhaltigkeit und nicht auf den zunehmend unscharfen alltagssprachlichen Gebrauch des Begriffes „Nachhaltigkeit“:

Bildung für nachhaltige Entwicklung
fördert Werte und Kompetenzen, die dazu beitragen können, die Gesellschaft nachhaltig zu gestalten
greift die beiden großen Diskussionsstränge im Nachhaltigkeitsdiskurs auf und bezieht sie aufeinander, d.h. sie sucht nach inter- und intragenerationeller Gerechtigkeit und analysiert und kritisiert dementsprechend inter- und intragenerationelle Ungerechtigkeit und fördert die Erforschung unserer natürlichen Lebensgrundlagen und deren Achtung als unabdingbare Voraussetzung für ein gutes Leben aller Menschen
macht „Leitplanken“ einer nachhaltigen Entwicklung – so die Regel des konstanten Naturkapitals, die Managementregeln und Nachhaltigkeitsstrategien wie Effizienz, Suffizienz, Resilienz – erfahrbar und nachvollziehbar
greift „Schlüsselthemen“ einer nachhaltigen Entwicklung auf
basiert auf einem Bildungsverständnis, nach dem Wissen von Lehrenden, Lernenden und ggfs. weiteren Beteiligten gemeinsam geschaffen („konstruiert“) wird und setzt daher Methoden ein, die partizipatives, konstruktives, forschendes, reflexives, diskursives Lernen unterstützen
sucht und vermittelt Handlungsorientierungen in der Lebenswelt.

 

Bei den >>> Umweltschulen finden sich zudem Erläuterungen zu Aspekten wie Werte, Kompetenzen, Gerechtigkeit, Bildungsverständnis und Handlungsorientiertung.

Weitere Informationen zu BNE und dem handlungsorientierten Bildungskonzept >>> Hand Prints bei Germanwatch e.V.

Der Begriff der BNE weist Überschneidungen auf mit den Begriffen des >>> Globalen Lernens und des >>> transformativen Lernens, wie er vom Umweltbundesamt verwendet wird.

Eine anschauliche Erklärung des Begriffs „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ liefert dieses >>> Video von RENN West.

BNE zur Aufgabe der Erwachsenenbildung machen

Basiswissen

Die Transformation der Einrichtung anstoßen

Viele Bildungseinrichtungen setzen sich mit der Frage auseinander, ob sie zukünftig mehr als bisher über ihre Bildungsangebote zu einem gesellschaftlichen Wandel in Richtung ökologischer, ökonomischer und sozial-kultureller Nachhaltigkeit beitragen wollen. Solange der gesellschaftliche Transformationsprozess offen ist – also derzeit noch niemand wirklich weiß, wie sich das Verhältnis zwischen Mensch und Biosphäre zuverlässig nachhaltig gestalten lässt – lassen sich auch Bildungsorte, die sich der nachhaltigen Entwicklung verschreiben, auf einen offenen Prozess ein.

Wie ein solcher offener Entwicklungsprozess in einer Einrichtung der Erwachsenenbildung gestartet werden kann, wird im Folgenden beschrieben:

„Die große Herausforderung unserer Gesellschaften besteht im tiefgreifenden Umbau der Wirtschaftssysteme und im Wandel der Lebensweise in wenigen Jahren, um die Übernutzung unserer Lebensgrundlagen aufzuhalten und den Wohlstand sozial gerecht zu verteilen. Das Gesamtpaket dieser notwendigen und zum Teil bereits laufenden Veränderungsprozesse wird auch als sozial-ökologische Transformation bezeichnet. Aus der Transformationsforschung wissen wir, dass dieser notwendige Wandel „nicht aus einer großen Transformation (besteht), sondern aus vielen kleinen sequenziell und parallel verlaufenden Transformationsprozessen in verschiedenen Subsystemen, die zu einem Wandel der gesellschaftlichen Entwicklung oder der Systemdynamik führen.“ M. Heitfeld/ A. Reif: Sozialökologische Transformation, in: weiterbilden 2 – 2023, S. 12)

Sozial-ökologische Transformation als Rahmenbedingung
der Transformation der Bildungseinrichtung

Foto: Silke Töpfer

Die strategische Entscheidung einer Einrichtung der Erwachsenenbildung, sich als Teil der sozial-ökologischen Transformation zu verstehen, ist folgenreich. Sie bedeutet für eine Einrichtung der Erwachsenenbildung, Bildungsort in einem starken Spannungsfeld zu sein: in einem sehr fluiden Umfeld zu einem Lernort zu werden, der für die Bürgerinnen und Bürger einen sicheren und vertrauensförderlichen Rahmen darstellt, um zu Fragen des persönlichen Lebensstils und des gesellschaftlichen Zusammenlebens nach verantwortlichen Lösungen für morgen und für weltweit zu suchen. Zugleich bedeutet dies, die Widersprüchlichkeit und die Offenheit der Themen in diesen Lernort hereinzulassen und bisherige Sicherheiten in Frage zu stellen.

Diese Ausgangsbeschreibung für einen Veränderungsprozess in einer Bildungseinrichtung macht deutlich, dass die Reichweite einer solchen Veränderung innerhalb der Einrichtung selbst beträchtlich sein wird: Es geht darum, nicht nur Angebote und Abläufe zu verändern, sondern Rolle, Selbstverständnis und Grundhaltungen in einen neuen Einklang zu bringen.

Presencing als Weg

Für einen solchen tiefgehenden Veränderungsprozess ist in der Organisationsentwicklung ein Vorgehen entwickelt worden, das Presencing genannt wird. Orientierung bieten die Gedanken von Friedrich Glasl und Otto Scharmer. F. Glasl: Professionelle Prozessberatung, Stuttgart 2005 / O. Scharmer: Theorie U – Von der Zukunft her führen, Heidelberg 2009

Presencing bedeutet, dass man sich auf das Wesentliche konzentriert und die Bereitschaft entwickelt, dem wirklich Wichtigen eine Chance zu geben. Die Ausgangsfrage würde also lauten: Wollen wir als Erwachsenenbildung Teil der Suche nach einem nachhaltigen Leben sein und unsere Arbeit so gestalten, dass wir mit unseren Lernenden zusammen Antworten finden?

Die Schritte auf dem Weg

Ein Transformationsprozess in Form des Presencing erfasst alle drei Subsysteme einer Organisation:

1. das technisch-instrumentelle System, das u.a. Abläufe, Instrumente und den Ressourceneinsatz umfasst. Im technisch-instrumentellen System schlagen sich die Entscheidungen der Organisation nieder. Sie sind die „Hand“ der Organisation, der Ort der Umsetzung.
2. das soziale Subsystem, in dem Funktionen und Rollen, die Art und Weise der Kommunikation und Interaktion nach innen und außen gelebt werden. Hier ist das „Herz“ der Organisation.
3. das kulturelle Subsystem, in dem die Werte und Ziele, Haltungen und Einstellungen verortet sind – der „Geist“, aus dem heraus die Bildungseinrichtung lebt und arbeitet.

Im Prozess der Transformation werden alle drei Ebenen aufmerksam und ergebnisoffen betrachtet mit dem Ziel, die im Gesamtsystem verborgenen Ressourcen für – in unserem Fall – die BNE zu entdecken. Nachfolgende Grafik ist eine eigene Darstellung der Theorie U nach Scharmer.
>>> Grafik anklicken für eine große Ansicht

grafische Darstellung des TransformationsprozessesDer Weg zum Neuen führt immer durch das
gesamte U und kann nicht abgekürzt werden!

Anregungen zur Gestaltung der Schritte im Presencing-Prozess:

Schritt 1
Sie könnten mit der Frage beginnen: Wo stecken schon Ansätze von BNE in unserem Angebot oder in unserer Arbeitsweise?

Dazu können der >>> BNE Quickcheck pdf-Datei 209 KB oder die >>> Bestandsaufnahme anhand der 17 SDGs pdf-Datei 275 KB genutzt werden. Zielführend sind hier zwei Aspekte: Bearbeiten Sie die Fragen in einem Team, das möglichst viele verschiedene Perspektiven aufweist und achten Sie darauf, dass Sie so genau wie möglich beschreiben, wie das Angebot aussieht und wie es entsteht. Vermeiden Sie Bewertungen!

Schritt 2
Beschreiben Sie im Team und ohne Bewertung, wie die Zusammenarbeit und die Kommunikation bei der Entwicklung dieser Angebote organisiert ist und funktioniert. Bleiben Sie exakt bei der Realität – vermischen Sie noch keine Wunschvorstellungen oder Ideen damit!

Schritt 3
Beschreiben Sie die Philosophie, den Geist, die Leitsätze und Maximen, die handlungsleitend für die Beteiligten an diesen kleinen Pflänzchen sind. Achten Sie darauf, auch hier zu beschreiben und nicht zu bewerten!

Schritt 4
Dies ist die entscheidende Arbeitsphase! Versuchen Sie, die Werte, Haltungen, Leitorientierungen zu benennen, die zum Entstehen der von Ihnen in Schritt 1 identifizierten Ansätze von BNE beigetragen haben und fassen Sie diese in klare Worte.

Schritt 5
Ab jetzt geht es in die Phase, Neues zu entwickeln! Auf der Basis der formulierten Werte, Haltungen und Leitorientierungen entwickeln Sie Ideen, welche Angebote, Lernformate oder Aktivitäten Sie in Richtung BNE zukünftig stärker fokussieren und mit Energie implementieren wollen. Priorisieren Sie die Ideen und entscheiden Sie sich für einen ersten „Prototypen“. Durch ihn soll sichtbar werden, was Sie zukünftig mit Energie verfolgen und in die Welt bringen wollen. Lassen Sie sich durch die Handlungsfelder des grünen Kreises anregen, ihre Vorgehensweisen auf das Wesentliche zu fokussieren!

Schritt 6
Werten Sie die Erfahrung mit Ihrem Prototypen aus und entscheiden Sie danach, wie Sie die Rolle Ihrer Einrichtung im örtlichen Netzwerk sowie die interne Zusammenarbeit und Aufgabenverteilung etc. gestalten wollen. Hier können Sie sich durch das Handlungsfeld >>> Strukturmodelle in Einrichtungen der Erwachsenenbildung sowie das Handlungsfeld >>> Netzwerke und Kooperationen anregen lassen.

Schritt 7
Erst im letzten Schritt beschreiben Sie die zukünftig gültigen Prozesse und Abläufe, definieren Ressourcen und Instrumente, die Sie für die BNE einsetzen wollen.

 

Weitere Anregungen über die Gestaltung eines solchen Presencing-Prozesses finden Sie in der Handreichung des Deutschen Volkshochschulverbandes >>> „Bildung für nachhaltige Entwicklung an Volkshochschulen“.

 

Anregungen finden Sie auch in unserer BNE-Podcast-Reihe für die Erwachsenenbildung >>> Podcast-Episoden des PB Hessen.

 

 

 

Möchten Sie sich in einem kreativen Format mit dem Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung auseinandersetzen? Dann nutzen Sie gerne unseren BNE-Simulationstag für Weiterbildungseinrichtungen. Auf der Seite PB Hessen BNE-Spezial (Baustein 18) finden Sie weiterführende Anregungen und konkrete Arbeitshilfen >>> BNE-Simulationstag.

 

 

Angebotsentwicklung nach BNE-Kriterien

Handlungsfeld

Die BNE-Kriterien bei der Angebotsentwicklung
professionell umsetzen

Bildung für nachhaltige Entwicklung ist zu großen Teilen aus der Umweltbildung hervorgegangen, umfasst aber neben den ökologischen auch ökonomische und sozial-kulturelle Bereiche, ohne die die sozial-ökologische Transformation nicht gelingen kann.

Sie verfolgt dabei den Anspruch, Fähigkeiten und Werte, also Kompetenzen, an die Bürgerinnen und Bürger zu vermitteln und dies, ohne die Lernenden zu überwältigen. Was ist also bei der Planung eines Lernangebots, das die Kriterien der BNE umsetzt, zu bedenken?

Was ist BNE eigentlich?

Bildung für nachhaltige Entwicklung versteht sich nicht als neues pädagogisches Zauberrezept, sondern fußt auf einem bewährten ganzheitlichen Bildungskonzept, das Kopf, Herz und Hand ins Lernen einbezieht. Mit dieser Vorstellung von ganzheitlicher Bildung werden die Themen aus allen Feldern der nachhaltigen Entwicklung aufbereitet, also ökologische Themen, aber auch ökonomische und sozial-kulturelle Aspekte einbezogen – siehe auch Baustein 9 >>>Dimensionen der Nachhaltigkeit.

Zentral ist es, den Fokus auf den Erhalt der endlichen Ressourcen des Planeten Erde zu richten und bei der Suche nach verträglichen Lösungen die ökonomischen und die sozial-kulturellen Bedingungen, unter denen sie entstehen, mitzudenken. Die >>> 17 Goals to Transform Our World der Vereinten Nationen geben hierfür einen konzeptionellen Rahmen vor – siehe Baustein 8 >>> Ziele der nachhaltigen Entwicklung.

Das übergeordnete Ziel ist es, die Bürgerinnen und Bürger darin zu unterstützen, ihren individuellen Lebensstil so nachhaltig zu gestalten, wie sie es für richtig halten auf der Basis ihres Wissens und ihrer Möglichkeiten und ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie sich aktiv in die Gestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft vor Ort und weltweit einsetzen können. Insgesamt geht es darum, Handlungskompetenzen für die sozial-ökologische Transformation zu erlernen – verbunden mit einer entsprechenden Haltung (siehe >>> Berliner Erklärung zur Bildung für nachhaltige Entwicklung der UNESCO 2021).

Ein wesentliches Element der BNE ist das Bilden von Netzwerken und Gemeinschaften, in denen die einzelnen Personen die Wirksamkeit ihrer Handlungen erfahren können. Wer in der Resonanz mit ebenfalls Engagierten handelt, schafft es besser, Routinen zu verlassen und Neues auszuprobieren. Eine solche Erfahrung – Teil einer lernenden, suchenden, engagierten Gemeinschaft zu sein – ist ein zentrales Moment gelingender BNE. Menschen erleben eine Erweiterung ihrer individuellen Selbstwirksamkeit durch das gemeinsame Denken und Handeln mit anderen. Dadurch wird auch die Lücke zwischen Einstellung und Handeln, die oft als Hindernis für das Aktivwerden beschrieben wird, überwindbar. In diesem Sinne werden Bildungsräume zu Motivationsräumen für die Einzelnen und Orte der kreativen Lösungssuche. Auch wenn das individuelle Handeln nur begrenzte Wirkung entfaltet, wächst die Wirkung rapide an, wenn sich viele Individuen zusammenschließen. Dafür sind Bildungsveranstaltungen exemplarische Lernorte, die aus der Problemorientierung in die Handlungsorientierung führen können, wenn Thema und Ziel, Ort und Gemeinschaft die lernenden Menschen berühren.

Grafik von Antje van Look

>>> Grafik anklicken für eine große Ansicht


Diese „Big Five der BNE“  können als die fünf wichtigsten Fragen für die Entwicklung von BNE-Angeboten genutzt werden: Ist das Thema ein Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung? Welche Methoden sind geeignet, die Teilnehmenden aktiv in die Suche nach Problemlösungen einzubinden?, etc.

Reflexionsfragen

  • Welche methodischen und didaktischen Elemente passen zu Thema und Zielgruppe?
  • An welchen Lernorten kann das Thema für die Teilnehmenden auf inspirierende Weise erfahren werden?
  • Mit welchen Kooperationspartnern zusammen kann das Angebot am besten geplant und umgesetzt werden?
  • Welche Ziele, z.B. in Bezug auf kommunale Vorhaben (wie Fernwärmenetz oder Bürgerstrom) verfolgt das Angebot?
  • Wer soll deshalb in die Planung einbezogen werden und wer muss über die Ziele der Veranstaltung informiert werden?
  • Wie kann die Vernetzung der Teilnehmenden über die Veranstaltung hinaus unterstützt werden? Können wir den Lernenden eine Fortsetzung anbieten, weitere Treffen nach dem eigentlichen Angebot organissieren oder Vereine / Initiativen vor Ort empfehlen, die Mitwirkende suchen?

Was tun?

Als Leitbild für die Angebotsentwicklung kann die Vorstellung dienen, dass Menschen dann bereit für Veränderungen sind, wenn sie vom Ziel der Veränderung emotional berührt sind. Setzen Sie sich deshalb mit dem Konzept BNE auseinander (siehe Bausteine 5 und 6). Sie werden Aspekte finden, die bereits Teil Ihrer Arbeitsweise sind, aber auch andere, die Sie zukünftig stärker berücksichtigen wollen. Zentral ist es, die Balance zwischen Überwältigungsverbot (siehe Baustein 7 >>> Beutelsbacher Konsens) einerseits sowie Kompetenzorientierung und damit Handlungsorientierung andererseits zu wahren und ein Lernbündnis auf Augenhöhe mit den Teilnehmenden einzugehen.

Anregungen

Bildungsaktivitäten sind als Beitrag zu einer nachhaltigen Transformation der Gesellschaft zu verstehen und vermitteln die dafür notwendigen Kompetenzen.

Mehr dazu beim >>> Institut Futur der Freien Universität Berlin, wie es die Agenda 2030 vorsieht.

Auf dem Portal Globales Lernen finden Sie eine anschauliche Zusammenfassung der zwölf Kompetenzen der BNE von Prof. Dr. Gerhard de Haan, die auch für Erwachsene gelten >>> BNE-Kompetenzen.

BNE-Podcast für die Erwachsenenbildung – Episode 3
>>>
Wie geht es denn genau? Was braucht es,
um wirksame BNE-Angebote zu machen?

 

 

Das Konzept >>> Rounder Sense of Purpose verknüpft Kompetenzvermittlung mit den Nachhaltigkeitszielen und ist eine anregende Quelle für alle pädagogischen Fachkräfte, die Bildung für nachhaltige Entwicklung anbieten wollen.

>>> Prinzipien der Ermöglichungsdidaktik von Prof’in I. Schüßler pdf-Datei 216 KB

>>> 10 didaktische Prinzipien zur Förderung von Lernfreude von Prof’in I. Schüßler

>>> Leitfragen zur Erstellung eines BNE-gerechten pädagogischen Angebots pdf-Datei 61 KB – Zusammenstellung von Eva Heinold-Krug

Das >>> Konzept des Handabdrucks wird sehr anschaulich in der Übersicht von  Germanwatch dargestellt.

Die >>> Arbeiten der vier Preisträger/innen des Innovationspreises 2023 des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V.  bieten Anregungen für weitere eigene Projekte.

Leitungshandeln als strategische Verantwortung für BNE

Handlungsfeld

Den Transformationsprozess gestalten

Wie für alle strategisch relevanten Entscheidungen ist Leitung für die strukturelle Verankerung von BNE in der Einrichtung (ja oder nein und wenn ja: in welchem Umfang?) und für die Gestaltung des Veränderungsprozesses (wie kommen wir vom aktuellen Stand aus zu einer BNE-adäquaten Arbeitsweise?) zuständig.

Im Handlungsfeld >>> Strukturmodelle in Einrichtungen der Erwachsenenbildung  finden Sie einige Strukturmodelle, die mit unterschiedlicher Reichweite eine Integration von BNE in das Selbstverständnis und die Arbeitsweise der Einrichtung beschreiben. Je nach Reichweite sind die Auswirkungen auf die drei Ebenen der Organisation (Strategie – Struktur – Kultur) unterschiedlich folgenreich. Je begrenzter der Umfang ist, in dem BNE verankert wird, desto weniger Prozesse und desto weniger sind die Werte und grundlegenden Ziele betroffen. Je mehr Personen und Bereiche betroffen sind (Stichwort Whole Institution Approach), desto dringender wird eine umfassende Auseinandersetzung der gesamten Einrichtung mit den Anliegen der nachhaltigen Entwicklung bzw. der sozial-ökologischen Transformation (wir verwenden BNE und Bildung für die sozial-ökologische Transformation gleichwertig).

„Kennzeichnend ist auch eine Veränderung der Rolle oder der Handlungsstrukturen des Bildungsakteurs, womit sowohl Mitarbeitende als auch die gesamte Bildungseinrichtung selbst gemeint sind. Bei Bernhard Wunder zeigte sich dies besonders darin, dass er über die gewohnte Rolle hinausgehen musste, um das (Bildungs-)Anliegen erfassen und vermitteln zu können. Er wurde zivilgesellschaftlicher Akteur, Innovator, Pfadfinder, Aktivist, Netzwerker, Vermittler – und verließ so reguläre Bildungsroutinen bzw. schuf neue Räume und Formate für Bildungsprozesse, die bei Teilnehmenden und Lernenden eine andere Wirkung entwickeln konnten als im vertrauten Bildungssetting.“
aus: André Gerth: Bildung durch Hacke und Spaten? In: weiterbilden 2 _ 2023, S. 19ff

Reflexionsfragen

  • Wie sieht der Zielfindungsprozess für den Umgang mit BNE / Transformativem Lernen aus?
  • Wie werden Zielfindung und Umsetzung partizipativ begleitet?
  • Wie werden Fortschritte wahrgenommen? Kennen die Mitarbeitenden den Stand der Entscheidung und Umsetzung?
  • Sind Mittel für die Weiterbildung der Beteiligten eingeplant?
  • Sind Ressourcen für die Vernetzung eingeplant?
  • Wie werden Prioritäten geklärt?
  • Wie werden Meilensteine und Veränderungen bzw. Problemfelder kommuniziert?
  • Wie werden Rückmeldungen eingeholt und die Sicht von Interessenpartnern einbezogen?
  • Wie werden erwartbare Rückschläge und Verzögerungen wahrgenommen und wie wird damit umgegangen? Wie werden Veränderungen verankert?
  • Welche Systemebenen werden adressiert: Strategie, Struktur und Kultur?
  • Wie werden heterogene Sichtweisen ausgehandelt?
  • Wie wird mit Unvorhergesehenem intern und im Umfeld umgegangen?
  • Wie bereit sind die Leitungspersonen zur Veränderung ihrer Rollen?
  • Wie werden die handlungsleitenden Werte der BNE / der sozial-ökologischen Transformation im laufenden Prozess integriert und reflektiert?

Was tun?

Geben Sie der Aufgabe «Bildung für nachhaltige Entwicklung» Raum und nutzen Sie ggfs. eine Klausur zur gemeinsamen Entscheidungsvorbereitung mit Ihrem Team.

Nutzen Sie die zahlreichen Informationsmöglichkeiten zur BNE für Ihre eigene Positionsfindung und vermeiden Sie dabei, dies in einer Situation zu tun, die durch Zeitdruck und Stress bestimmt ist.

Fragen Sie sich, ob Sie bereit sind, sich auf einen Transformationsprozess auf der gesellschaftlichen Ebene und in Ihrer Einrichtung zu begeben.

Falls die Antwort „ja“ ist: gehen Sie die Aufgabe systematisch an und nutzen Sie zur Entscheidungsfindung in Ihrer Einrichtung die Anregungen aus dem Handlungsfeld >>> Strukturmodelle in Einrichtungen der Erwachsenenbildung und dem Basiswissen >>> BNE zur Aufgabe der Erwachsenenbildung machenhier insbesondere das U des Transformationsprozesses – sowie zur Umsetzung der Entscheidung die Vorgehensweisen Ihres Qualitätsentwicklungssystems.

Falls Ihnen etwas dazwischen kommt, folgen Sie bitte den

Anregungen im Baustein 18: PB Hessen BNE-Spezial

BNE-Podcast für die Erwachsenenbildung – Episode 5:
>>> Was mache ich, wenn ich BNE umsetzen will und mir immer wieder etwas dazwischenkommt? mit Dr. Sonja Geiger, Murdoch University Perth, Australien

 

 

BNE-Simulationstag für Weiterbildungseinrichtungen, die sich in einem kreativen Format mit dem Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung auseinandersetzen möchten. Auf der Seite PB Hessen BNE-Spezial  unter >>> BNE-Simulationstag finden Sie weiterführende und vertiefende Anregungen und konkrete Arbeitshilfen.