BNE-Netzwerke in Hessen

Fünfzehnter Baustein

BNE-Netzwerke sind ein wichtiger Baustein zur Umsetzung der hessischen Nachhaltigkeitsstrategie mit dem Ziel, nachhaltige Entwicklung als Leitbild in allen Bildungsbereichen zu verankern.

Die BNE-Netzwerke sind regionale Bildungslandschaften, die es Bürgerinnen und Bürgern in Hessen ermöglichen, ihre Kompetenzen für Nachhaltigkeit im privaten und beruflichen Umfeld weiter zu entwickeln.

Foto: Christina Krack

Die Netzwerkpartner bieten Bildung für nachhaltige Entwicklung für frühkindliche Bildung, Schule, berufliche Bildung, Hochschule, Kommunen oder non-formales/informelles Lernen in einer Vielzahl an Bildungsangeboten rund um Nachhaltigkeit für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Organisationen an.

In Hessen gibt es neun regionale Netzwerke:

    • Fulda und Region Osthessen
    • Hanau und Region
    • Marburg und Region
    • Mittelhessen
    • Frankfurt
    • Nordhessen
    • Vogelsbergkreis
    • Wiesbaden
    • Darmstadt und Darmstadt-Dieburg

Weitere Informationen zur inhaltlichen Arbeit und Mitgliedschaft in BNE-Netzwerken finden Sie auf der Seite der >>> Nachhaltigkeitsstrategie Hessen.

Überregionales Netzwerk RENN.west
RENN.west ist eines von vier bundesweiten Netzwerken und setzt sich zusammen aus Akteuren der Länder Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Ziel dieser sogenannten „Netzstellen“ ist es, die politischen Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung in Deutschland weiterzuentwickeln. Die hessischen BNE-Netzwerke arbeiten regelmäßig mit der regionalen Netzstelle >>> RENN.west zusammen. So fließen die Erfahrungen aus der Arbeit der hessischen BNE-Netzwerke in die RENN-Strategie ein.

BNE-Akteurskarte
Die Vielseitigkeit der deutschen BNE-Landschaft (Kitas, Schulen, Bildungseinrichtungen, Unternehmen, Vereine, Universitäten, Netzwerke oder Kommunen) wird auf der >>> BNE-Akteurskarte sichtbar. Sie gibt deutschlandweit einen Überblick über alle seit 2016 ausgezeichneten Initiativen. So können sich die lokalen und regionalen Akteurinnen und Akteure untereinander austauschen, sich gegenseitig unterstützen und miteinander vernetzen.

Whole Institution Approach

Zehnter Baustein

Der ganzheitliche BNE-Ansatz für Organisationsentwicklung

Der Whole Institution Approach formuliert für Bildungseinrichtungen das Ziel, Nachhaltigkeit rundum in den Blick zu nehmen und auf allen Ebenen und Managementbereichen der Organisation im Sinne einer ganzheitlichen Vorgehensweise als lernende Organisation umzusetzen.
Die Definiton des Whole Institution Approach und weiterführendes Material dazu finden Sie beim >>> Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Foto: Bruno-Neurath-Wilson

Wenn ein Lernort der Erwachsenbildung einen Whole Institution Approach verfolgt, ist Bildung für nachhaltige Entwicklung nicht nur ein Thema in den Angeboten, sondern auch die Lernprozesse und Methoden werden auf BNE ausgerichtet. Der Lernort orientiert die Bewirtschaftung der eigenen Institution an Prinzipien der Nachhaltigkeit, indem die Mitarbeitenden beispielsweise bewusst mit Energie und Ressourcen umgehen oder für die Verpflegung regionale und fair erzeugte Bio-Produkte angeboten werden. Auch Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrende und Verwaltungsmitarbeitende gehören dazu und das Einbinden aller in Entscheidungsprozesse. Lernorte mit ganzheitlichem Ansatz kooperieren darüber hinaus mit der kommunalen Verwaltung und weiteren Partnern wie etwa Sport- oder Migrantenvereinen.

Whole Institution ApproachHandlungsfelder der Organisationsentwicklung im Rahmen des Whole Institution Approach >>> Grafik anklicken für eine große Ansicht

Quelle: Praxishandbuch. Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Kommune gestalten, zum Download beim >>> Bundesministerium für Bildung und Forschung

Handreichung mit Tipps für Institutionen und Organisationen zur Ausgestaltung eines Whole Institution Approach: „Nachhaltigkeit 360 ° im Bereich des non-formalen und informellen Lernens“, zum Download beim >>> BNE-Portal

BNE zur Aufgabe der Erwachsenenbildung machen

Basiswissen

Die Transformation der Einrichtung anstoßen

Viele Bildungseinrichtungen setzen sich mit der Frage auseinander, ob sie zukünftig mehr als bisher über ihre Bildungsangebote zu einem gesellschaftlichen Wandel in Richtung ökologischer, ökonomischer und sozial-kultureller Nachhaltigkeit beitragen wollen. Solange der gesellschaftliche Transformationsprozess offen ist – also derzeit noch niemand wirklich weiß, wie sich das Verhältnis zwischen Mensch und Biosphäre zuverlässig nachhaltig gestalten lässt – lassen sich auch Bildungsorte, die sich der nachhaltigen Entwicklung verschreiben, auf einen offenen Prozess ein.

Wie ein solcher offener Entwicklungsprozess in einer Einrichtung der Erwachsenenbildung gestartet werden kann, wird im Folgenden beschrieben:

„Die große Herausforderung unserer Gesellschaften besteht im tiefgreifenden Umbau der Wirtschaftssysteme und im Wandel der Lebensweise in wenigen Jahren, um die Übernutzung unserer Lebensgrundlagen aufzuhalten und den Wohlstand sozial gerecht zu verteilen. Das Gesamtpaket dieser notwendigen und zum Teil bereits laufenden Veränderungsprozesse wird auch als sozial-ökologische Transformation bezeichnet. Aus der Transformationsforschung wissen wir, dass dieser notwendige Wandel „nicht aus einer großen Transformation (besteht), sondern aus vielen kleinen sequenziell und parallel verlaufenden Transformationsprozessen in verschiedenen Subsystemen, die zu einem Wandel der gesellschaftlichen Entwicklung oder der Systemdynamik führen.“ M. Heitfeld/ A. Reif: Sozialökologische Transformation, in: weiterbilden 2 – 2023, S. 12)

Sozial-ökologische Transformation als Rahmenbedingung
der Transformation der Bildungseinrichtung

Foto: Silke Töpfer

Die strategische Entscheidung einer Einrichtung der Erwachsenenbildung, sich als Teil der sozial-ökologischen Transformation zu verstehen, ist folgenreich. Sie bedeutet für eine Einrichtung der Erwachsenenbildung, Bildungsort in einem starken Spannungsfeld zu sein: in einem sehr fluiden Umfeld zu einem Lernort zu werden, der für die Bürgerinnen und Bürger einen sicheren und vertrauensförderlichen Rahmen darstellt, um zu Fragen des persönlichen Lebensstils und des gesellschaftlichen Zusammenlebens nach verantwortlichen Lösungen für morgen und für weltweit zu suchen. Zugleich bedeutet dies, die Widersprüchlichkeit und die Offenheit der Themen in diesen Lernort hereinzulassen und bisherige Sicherheiten in Frage zu stellen.

Diese Ausgangsbeschreibung für einen Veränderungsprozess in einer Bildungseinrichtung macht deutlich, dass die Reichweite einer solchen Veränderung innerhalb der Einrichtung selbst beträchtlich sein wird: Es geht darum, nicht nur Angebote und Abläufe zu verändern, sondern Rolle, Selbstverständnis und Grundhaltungen in einen neuen Einklang zu bringen.

Presencing als Weg

Für einen solchen tiefgehenden Veränderungsprozess ist in der Organisationsentwicklung ein Vorgehen entwickelt worden, das Presencing genannt wird. Orientierung bieten die Gedanken von Friedrich Glasl und Otto Scharmer. F. Glasl: Professionelle Prozessberatung, Stuttgart 2005 / O. Scharmer: Theorie U – Von der Zukunft her führen, Heidelberg 2009

Presencing bedeutet, dass man sich auf das Wesentliche konzentriert und die Bereitschaft entwickelt, dem wirklich Wichtigen eine Chance zu geben. Die Ausgangsfrage würde also lauten: Wollen wir als Erwachsenenbildung Teil der Suche nach einem nachhaltigen Leben sein und unsere Arbeit so gestalten, dass wir mit unseren Lernenden zusammen Antworten finden?

Die Schritte auf dem Weg

Ein Transformationsprozess in Form des Presencing erfasst alle drei Subsysteme einer Organisation:

1. das technisch-instrumentelle System, das u.a. Abläufe, Instrumente und den Ressourceneinsatz umfasst. Im technisch-instrumentellen System schlagen sich die Entscheidungen der Organisation nieder. Sie sind die „Hand“ der Organisation, der Ort der Umsetzung.
2. das soziale Subsystem, in dem Funktionen und Rollen, die Art und Weise der Kommunikation und Interaktion nach innen und außen gelebt werden. Hier ist das „Herz“ der Organisation.
3. das kulturelle Subsystem, in dem die Werte und Ziele, Haltungen und Einstellungen verortet sind – der „Geist“, aus dem heraus die Bildungseinrichtung lebt und arbeitet.

Im Prozess der Transformation werden alle drei Ebenen aufmerksam und ergebnisoffen betrachtet mit dem Ziel, die im Gesamtsystem verborgenen Ressourcen für – in unserem Fall – die BNE zu entdecken. Nachfolgende Grafik ist eine eigene Darstellung der Theorie U nach Scharmer.
>>> Grafik anklicken für eine große Ansicht

grafische Darstellung des TransformationsprozessesDer Weg zum Neuen führt immer durch das
gesamte U und kann nicht abgekürzt werden!

Anregungen zur Gestaltung der Schritte im Presencing-Prozess:

Schritt 1
Sie könnten mit der Frage beginnen: Wo stecken schon Ansätze von BNE in unserem Angebot oder in unserer Arbeitsweise?

Dazu können der >>> BNE Quickcheck pdf-Datei 209 KB oder die >>> Bestandsaufnahme anhand der 17 SDGs pdf-Datei 275 KB genutzt werden. Zielführend sind hier zwei Aspekte: Bearbeiten Sie die Fragen in einem Team, das möglichst viele verschiedene Perspektiven aufweist und achten Sie darauf, dass Sie so genau wie möglich beschreiben, wie das Angebot aussieht und wie es entsteht. Vermeiden Sie Bewertungen!

Schritt 2
Beschreiben Sie im Team und ohne Bewertung, wie die Zusammenarbeit und die Kommunikation bei der Entwicklung dieser Angebote organisiert ist und funktioniert. Bleiben Sie exakt bei der Realität – vermischen Sie noch keine Wunschvorstellungen oder Ideen damit!

Schritt 3
Beschreiben Sie die Philosophie, den Geist, die Leitsätze und Maximen, die handlungsleitend für die Beteiligten an diesen kleinen Pflänzchen sind. Achten Sie darauf, auch hier zu beschreiben und nicht zu bewerten!

Schritt 4
Dies ist die entscheidende Arbeitsphase! Versuchen Sie, die Werte, Haltungen, Leitorientierungen zu benennen, die zum Entstehen der von Ihnen in Schritt 1 identifizierten Ansätze von BNE beigetragen haben und fassen Sie diese in klare Worte.

Schritt 5
Ab jetzt geht es in die Phase, Neues zu entwickeln! Auf der Basis der formulierten Werte, Haltungen und Leitorientierungen entwickeln Sie Ideen, welche Angebote, Lernformate oder Aktivitäten Sie in Richtung BNE zukünftig stärker fokussieren und mit Energie implementieren wollen. Priorisieren Sie die Ideen und entscheiden Sie sich für einen ersten „Prototypen“. Durch ihn soll sichtbar werden, was Sie zukünftig mit Energie verfolgen und in die Welt bringen wollen. Lassen Sie sich durch die Handlungsfelder des grünen Kreises anregen, ihre Vorgehensweisen auf das Wesentliche zu fokussieren!

Schritt 6
Werten Sie die Erfahrung mit Ihrem Prototypen aus und entscheiden Sie danach, wie Sie die Rolle Ihrer Einrichtung im örtlichen Netzwerk sowie die interne Zusammenarbeit und Aufgabenverteilung etc. gestalten wollen. Hier können Sie sich durch das Handlungsfeld >>> Strukturmodelle in Einrichtungen der Erwachsenenbildung sowie das Handlungsfeld >>> Netzwerke und Kooperationen anregen lassen.

Schritt 7
Erst im letzten Schritt beschreiben Sie die zukünftig gültigen Prozesse und Abläufe, definieren Ressourcen und Instrumente, die Sie für die BNE einsetzen wollen.

 

Weitere Anregungen über die Gestaltung eines solchen Presencing-Prozesses finden Sie in der Handreichung des Deutschen Volkshochschulverbandes >>> „Bildung für nachhaltige Entwicklung an Volkshochschulen“.

 

Anregungen finden Sie auch in unserer BNE-Podcast-Reihe für die Erwachsenenbildung >>> Podcast-Episoden des PB Hessen.

 

 

 

Möchten Sie sich in einem kreativen Format mit dem Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung auseinandersetzen? Dann nutzen Sie gerne unseren BNE-Simulationstag für Weiterbildungseinrichtungen. Auf der Seite PB Hessen BNE-Spezial (Baustein 18) finden Sie weiterführende Anregungen und konkrete Arbeitshilfen >>> BNE-Simulationstag.

 

 

Leitungshandeln als strategische Verantwortung für BNE

Handlungsfeld

Den Transformationsprozess gestalten

Wie für alle strategisch relevanten Entscheidungen ist Leitung für die strukturelle Verankerung von BNE in der Einrichtung (ja oder nein und wenn ja: in welchem Umfang?) und für die Gestaltung des Veränderungsprozesses (wie kommen wir vom aktuellen Stand aus zu einer BNE-adäquaten Arbeitsweise?) zuständig.

Im Handlungsfeld >>> Strukturmodelle in Einrichtungen der Erwachsenenbildung  finden Sie einige Strukturmodelle, die mit unterschiedlicher Reichweite eine Integration von BNE in das Selbstverständnis und die Arbeitsweise der Einrichtung beschreiben. Je nach Reichweite sind die Auswirkungen auf die drei Ebenen der Organisation (Strategie – Struktur – Kultur) unterschiedlich folgenreich. Je begrenzter der Umfang ist, in dem BNE verankert wird, desto weniger Prozesse und desto weniger sind die Werte und grundlegenden Ziele betroffen. Je mehr Personen und Bereiche betroffen sind (Stichwort Whole Institution Approach), desto dringender wird eine umfassende Auseinandersetzung der gesamten Einrichtung mit den Anliegen der nachhaltigen Entwicklung bzw. der sozial-ökologischen Transformation (wir verwenden BNE und Bildung für die sozial-ökologische Transformation gleichwertig).

„Kennzeichnend ist auch eine Veränderung der Rolle oder der Handlungsstrukturen des Bildungsakteurs, womit sowohl Mitarbeitende als auch die gesamte Bildungseinrichtung selbst gemeint sind. Bei Bernhard Wunder zeigte sich dies besonders darin, dass er über die gewohnte Rolle hinausgehen musste, um das (Bildungs-)Anliegen erfassen und vermitteln zu können. Er wurde zivilgesellschaftlicher Akteur, Innovator, Pfadfinder, Aktivist, Netzwerker, Vermittler – und verließ so reguläre Bildungsroutinen bzw. schuf neue Räume und Formate für Bildungsprozesse, die bei Teilnehmenden und Lernenden eine andere Wirkung entwickeln konnten als im vertrauten Bildungssetting.“
aus: André Gerth: Bildung durch Hacke und Spaten? In: weiterbilden 2 _ 2023, S. 19ff

Reflexionsfragen

  • Wie sieht der Zielfindungsprozess für den Umgang mit BNE / Transformativem Lernen aus?
  • Wie werden Zielfindung und Umsetzung partizipativ begleitet?
  • Wie werden Fortschritte wahrgenommen? Kennen die Mitarbeitenden den Stand der Entscheidung und Umsetzung?
  • Sind Mittel für die Weiterbildung der Beteiligten eingeplant?
  • Sind Ressourcen für die Vernetzung eingeplant?
  • Wie werden Prioritäten geklärt?
  • Wie werden Meilensteine und Veränderungen bzw. Problemfelder kommuniziert?
  • Wie werden Rückmeldungen eingeholt und die Sicht von Interessenpartnern einbezogen?
  • Wie werden erwartbare Rückschläge und Verzögerungen wahrgenommen und wie wird damit umgegangen? Wie werden Veränderungen verankert?
  • Welche Systemebenen werden adressiert: Strategie, Struktur und Kultur?
  • Wie werden heterogene Sichtweisen ausgehandelt?
  • Wie wird mit Unvorhergesehenem intern und im Umfeld umgegangen?
  • Wie bereit sind die Leitungspersonen zur Veränderung ihrer Rollen?
  • Wie werden die handlungsleitenden Werte der BNE / der sozial-ökologischen Transformation im laufenden Prozess integriert und reflektiert?

Was tun?

Geben Sie der Aufgabe «Bildung für nachhaltige Entwicklung» Raum und nutzen Sie ggfs. eine Klausur zur gemeinsamen Entscheidungsvorbereitung mit Ihrem Team.

Nutzen Sie die zahlreichen Informationsmöglichkeiten zur BNE für Ihre eigene Positionsfindung und vermeiden Sie dabei, dies in einer Situation zu tun, die durch Zeitdruck und Stress bestimmt ist.

Fragen Sie sich, ob Sie bereit sind, sich auf einen Transformationsprozess auf der gesellschaftlichen Ebene und in Ihrer Einrichtung zu begeben.

Falls die Antwort „ja“ ist: gehen Sie die Aufgabe systematisch an und nutzen Sie zur Entscheidungsfindung in Ihrer Einrichtung die Anregungen aus dem Handlungsfeld >>> Strukturmodelle in Einrichtungen der Erwachsenenbildung und dem Basiswissen >>> BNE zur Aufgabe der Erwachsenenbildung machenhier insbesondere das U des Transformationsprozesses – sowie zur Umsetzung der Entscheidung die Vorgehensweisen Ihres Qualitätsentwicklungssystems.

Falls Ihnen etwas dazwischen kommt, folgen Sie bitte den

Anregungen im Baustein 18: PB Hessen BNE-Spezial

BNE-Podcast für die Erwachsenenbildung – Episode 5:
>>> Was mache ich, wenn ich BNE umsetzen will und mir immer wieder etwas dazwischenkommt? mit Dr. Sonja Geiger, Murdoch University Perth, Australien

 

 

BNE-Simulationstag für Weiterbildungseinrichtungen, die sich in einem kreativen Format mit dem Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung auseinandersetzen möchten. Auf der Seite PB Hessen BNE-Spezial  unter >>> BNE-Simulationstag finden Sie weiterführende und vertiefende Anregungen und konkrete Arbeitshilfen.

 

 

Netzwerke und Kooperationen

Handlungsfeld

Vernetzt denken und in Netzwerken handeln

Dass das Denken und Handeln in Netzwerken ein zentraler Gelingensfaktor für wirksame Bildungsarbeit im Kontext der sozial-ökologischen Transformation ist, beruht auf zwei Elementen: der Interdisziplinarität der Themen und dem Resonanzerleben in der Gemeinschaft.

Vernetzt denken

Die Themen der nachhaltigen Entwicklung sind in Gänze nur zu verstehen, wenn sie aus den verschiedenen Blickwinkeln oder Disziplinen betrachtet werden, mit denen sie verknüpft sind. Beispiel: Mobilität berührt technische Fragen, Infrastrukturfragen, Arbeits- und Produktionsweisen, Wohn- und Lebensformen und ist in Bezug auf Demografie, Gesundheit, Lärm und Luftqualität etc. unterschiedlich zu betrachten. Erst aus der Zusammenschau ergeben sich neue Ansatzpunkte – die wir brauchen, weil nur neue Lösungen aus den Problemen herausführen, die wir jetzt im Sinne der (globalen) Nachhaltigkeit lösen müssen.

Ein Netzwerk mit dem Umfeld bilden

Foto: Christina Krack

Alle diese unterschiedlichen Perspektiven werden von verschiedenen Akteuren vertreten, die jeweils Expertise aufgebaut und Formen der politischen, gesellschaftlichen oder kulturellen Beteiligung entwickelt haben. Mit diesen – auch über Differenzen hinweg – in der Bildungsarbeit zu kooperieren, bedeutet: Wissen und Erfahrung werden geteilt, kreative Problemlösungen entstehen in Gemeinschaft leichter, vorhandene kommunale oder regionale Ansätze werden bekannt und Teilnehmende bekommen Anregungen, sich über die Bildungsveranstaltung hinaus zu betätigen. Am allerwichtigsten ist jedoch die subjektive Erfahrung, dass es Gleichgesinnte gibt und dass man gemeinsam mehr erreichen kann. Diese Erfahrung ist für das lernende Individuum genauso wichtig wie für die einzelne Bildungseinrichtung, deren Beitrag zu einer nachhaltigen Gesellschaft größer wird, wenn sie sich mit anderen Einrichtungen zusammenschließt. Sinnvoll ist der Blick auf die verbindenden Werte und Ziele der Partnerorganisationen und das gemeinsame „Dritte“ als Moment der Zusammenarbeit.

Ein Netzwerk bilden …
innerhalb der Bildungseinrichtung

Dasselbe gibt für die Zusammenarbeit im Team: Egal, für welches Strukturmodell sich die Einrichtung entschieden hat – siehe Handlungsfeld >>> Strukturmodelle in Einrichtungen der Erwachsenenbildung) – die Kommunikation innerhalb der Einrichtung über Themen, Bedarfe, Partnerorganisationen, Erfahrungen und Ideen zur Weiterarbeit gehört ins Gesamtteam – auch dort finden sich Bündnispartner, Expertinnen und Experten, Personen, die den Kontakt zu Aktiven und Interessierten herstellen können.

Reflexionsfragen

  • Welche Themen (der Nachhaltigkeit) sind durch die Bedarfserschließung sichtbar geworden und welche Wissensbereiche sind daran für das Umfeld der Bildungseinrichtung relevant?
  • Wer kennt sich vor Ort mit diesen Wissensbereichen aus?
  • Wer ist bereits zu diesem Thema aktiv (Personen, Unternehmen, Vereine, Initiativen, etc.)?
  • An welches schon vorhandene Netzwerk kann sich die Bildungseinrichtung anschließen?
  • Wie können sich die vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen im Interesse eines attraktiven Lernangebotes verknüpfen lassen? Wer kann die Initiative ergreifen?
  • Wer kann intern unterstützen?
  • Wie kann über die Veranstaltung hinaus das Netzwerk der Teilnehmenden gefördert werden?
  • Welche Rolle übernimmt unsere Einrichtung in welchem Netzwerk?

Was tun?

Es geht darum, Themen in ihrer Vielschichtigkeit auszuleuchten und die Akteure vor Ort mit ihrer Expertise einzubinden – und daraus Lerngelegenheiten zu entwickeln, die Kopf, Herz und Hand der Bürgerinnen und Bürger ansprechen. Stichwort: sozial-emotionales Lernen. Hier kommen die Pädagoginnen und Pädagogen Ihrer Einrichtung ins Spiel! – siehe auch Handlungsfeld >>> Angebotsentwicklung nach BNE-Kriterien.

Die Herausforderung für die Erwachsenenbildung, zumal die non-formale, besteht darin, die eigene Rolle in Bezug auf die Zusammenarbeit mit potenziellen Partnerorganisationen, auch zivilgesellschaftlichen, und der Verwaltung vor Ort zu überdenken. Bildung leistet einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Transformation in Richtung Nachhaltigkeit, aber sie muss sich dazu auf die anderen Akteure vor Ort zubewegen: Politik und Verwaltung (die zur Strukturbildung beitragen), Initiativen und Verbände (die Bürgerbeteiligung ermöglichen) sowie Unternehmen (die Arbeitsbedingungen und Produktionsweisen verändern). Und das im Interesse der Bürgerinnen und Bürger, ohne deren Verstehen und Zutun Transformation nicht gelingen kann.

Anregungen

BNE-Podcast für die Erwachsenenbildung – Episode 4
>>> Gemeinsam geht es leichter.
Sich mit anderen Akteuren austauschen
und zusammenarbeiten

 

 

Praxishandbuch des deutschen Jugendinstitutes >>> „Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Kommune gestalten“

Informationen des >>> BNE-Kompetenzzentrum.

Bildungsangebote des >>> Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

Die Umweltläden und Seiten der Umweltdezernate der Kommunen und Kreise, die Sie jeweils vor Ort recherchieren können.

Baustein 15 >>> BNE-Netzwerke in Hessen

Informationen der >>> LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH

Strukturmodelle in Einrichtungen der Erwachsenenbildung

Handlungsfeld

Welchen Raum soll „Bildung für nachhaltige Entwicklung“
in einer Bildungseinrichtung einnehmen?

Foto: Christina Krack

Vieles ist denkbar – von einer kleinen Insel bis zur tragenden Säule. Hier finden Sie einige Denk-Möglichkeiten, keine ist richtiger als die andere. Leitungskräfte können sich – in Verantwortung für die strategische Weiterentwicklung ihrer Einrichtung – anregen lassen, über Strukturen nachzudenken, die zu ihrer Einrichtung passen.

    • Wo steht die Einrichtung aktuell?
    • Welche Struktur ist zukunftsträchtig?
    • Wie sieht ihre Rolle in der Bildungslandschaft vor Ort aus?

Denkbar 1: Teil einer BNE-Modellkommune werden
Die Kommune fördert eine BNE-Bildungslandschaft und lädt alle Bildungseinrichtungen ein, sich daran zu beteiligen.
Mehr dazu beim >>> BNE-Kompetenzzentrum  und im Baustein 14 >>> Kommunale Bildungslandschaften. Auch ohne den Projektzusammenhang kann eine solche örtliche Zusammenarbeit von der Verwaltung oder aus der Bildungslandschaft heraus angeregt werden.

Denkbar 2: Lockerer Zusammenschluss von mehreren Bildungsanbietern
Aus der kommunalen Bildungslandschaft heraus bildet sich ein lockerer Zusammenschluss von einigen Bildungsanbietern, die ein gemeinsames Programm entwickeln und umsetzen, das die Bürgerschaft anspricht und auf lokale Wirksamkeit ausgerichtet ist. Die beteiligten Einrichtungen tragen bei, was sie besonders gut können.

Denkbar 3: Bildungseinrichtung wird offener Lernort
Die Bildungseinrichtung öffnet sich für zivilgesellschaftliche Initiativen oder Vereine, die einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung vor Ort leisten wollen, als Lernort und ermöglicht es ihnen, ihre Themen und Fragestellungen zu bearbeiten. Die Bildungseinrichtung bietet sich als Ort an, stellt ihre Kompetenzen unterstützend zur Verfügung, fördert so das bereits vorhandene Engagement für Nachhaltigkeit in der lokalen Gesellschaft und lernt auf diese Art beiläufig Themen und Fragestellungen der Bürgerinnen und Bürger kennen.

Denkbar 4: Einen Prototypen entwickeln
Die Einrichtung entwickelt einzelne modellhafte Angebote aus dem Spektrum der BNE, zum Beispiel einen Bildungsurlaub in Zusammenarbeit mit einem Naturschutzgebiet. Danach wertet sie ihre Erfahrungen sorgfältig aus und fällt die Entscheidung über den nächsten Schritt.

Denkbar 5: BNE als „kleines“ Querschnittsthema
Einige der bestehenden Arbeitsbereiche einigen sich darauf, einzelne Angebote in Richtung BNE weiter zu entwickeln (z.B. im Ernährungsbereich oder in der politischen Bildung). Sie teilen ihre Erfahrungen miteinander. Sie entwickeln bereits vorhandene Ansätze weiter – Ende offen – wichtig ist dabei, die Reflexion der Erfahrungen zwischen den Bereichen auszutauschen.

Denkbar 6: BNE als Schwerpunkt und Querschnittsthema
Ein Teil der Einrichtung verpflichtet sich zu BNE als Schwerpunkt und Querschnittsthema, in anderen Teilen wird wie bisher z.B. nach den Vorgaben der jeweiligen Drittmittelgeber weitergearbeitet. Nicht alle Angebotsbereiche müssen zwingend einbezogen werden.

Denkbar 7: Dienstleistung für Kommune
Die Bildungseinrichtung übernimmt als Dienstleister z.B. für die Kommune oder für ein Unternehmen, die Aufgabe, zu bestimmten Themen mit bestimmten Kooperationspartnern Bildungsangebote zu entwickeln, die handlungsorientiert ausgerichtet sind, lokal nachhaltige Lösungen entwickeln und lokale Ziele unterstützen, indem Bürgerinnen und Bürger informiert und einbezogen werden.

Denkbar 8: BNE als interdisziplinär arbeitender Schwerpunktbereich
Ein umfassenderer Ansatz: Ein neuer Schwerpunktbereich BNE wird etabliert – die bestehenden Arbeitsbereiche arbeiten in ihrer bisherigen Logik und Struktur weiter. Sie geben aus ihrer Arbeit heraus Impulse für Angebote, die im Sinne der BNE konzipiert, durchgeführt und evaluiert werden an den Schwerpunktbereich. Dort wird entschieden, ob der Impuls aufgegriffen und (mit den passenden Netzwerkpartnern) umgesetzt wird. Nach einer Probephase wird der Schwerpunktbereich evaluiert und ggfs. dauerhaft etabliert oder erweitert.

Denkbar 9: BNE als pädagogisches Konzept
Die Einrichtung entscheidet sich, ihre pädagogische Arbeit am Leitbild der BNE zu orientieren und integriert die Themen und Arbeitsweisen der BNE, wo auch immer das möglich ist, schrittweise in alle Bereiche der Programmplanung. Mit diesem neuen Profil positioniert sich die Einrichtung in der Öffentlichkeit.

Denkbar 10: Über alle Strukturmodelle hinweg
Die Einrichtung orientiert sich am Whole Institution Approach und verfolgt das Ziel, all ihre Entscheidungen im Sinne nachhaltigen Handelns zu treffen. Sie gewinnt so authentisches Auftreten gegenüber ihren Teilnehmenden.

Was tun?

  • Besprechen Sie im Team die Frage, welche Bedeutung BNE für Ihre Einrichtung hat. Fragen Sie nach, welche Vorstellungen ihre Kolleginnen und Kollegen haben.
  • Nutzen Sie den >>> BNE Quickcheck pdf-Datei 209 KB oder die >>> Bestandsaufnahme anhand der 17 SDGs pdf-Datei 275 KB, um den aktuellen Stand zu erfassen.
  • Machen Sie es sich leicht – entwickeln Sie Ansätze weiter, die sich schon bewährt haben!
  • Wenn Sie einen Entwicklungsprozess starten: Machen Sie sich mit den Gesetzmäßigkeiten eines Transformationsprozesses vertraut – siehe auch Basiswissen >>> BNE zur Aufgabe der Erwachsenenbildung machen.

Anregungen

Praxishandbuch >>> „Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Kommune gestalten“ des Deutschen Jugendinstitutes

>>> Podcast mit Dr. Dennis Michels, Fachbereichsleiter Politische Bildung der vhs Köln, die 2023 als eine der besten BNE-Initiativen Deutschlands ausgezeichnet wurde.

Handlungsfeld >>> Leitungshandeln als strategische Verantwortung für BNE

BNE-Podcast für die Erwachsenenbildung – Episode 0
>>> Einführung in die Podcast-Reihe