BNE als pädagogisches Konzept

Sechster Baustein

Das Konzept „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ beschreibt eine ganzheitliche und transformative Bildung. Es verbindet moderne pädagogische Ansätze mit den Inhalten der Nachhaltigkeit.

Um ganzheitliche und transformative Bildungsangebote zu gestalten, bedarf es des Zusammenspiels von Lerninhalten, Lernergebnissen, Pädagogik sowie Lernumgebungen, um Lernende zu befähigen, den Weg zur nachhaltigen Entwicklung zu verstehen und sich aktiv in den gesellschaftlichen Transformationsprozess einzubringen.

BNE orientiert sich an Themen der Nachhaltigkeit, globalen Perspektiven, der Gestaltung der Zukunft und Gerechtigkeit (intra- und intergenerative Gerechtigkeit, Ressourcengerechtigkeit, globale Gerechtigkeit und Chancengerechtigkeit). Sie ist dabei handlungsbezogen und partizipativ und vermittelt entsprechende Reflexions- und Planungskompetenzen.

Bildung für nachhaltige Entwicklung setzt Methoden ein, die partizipatives, konstruktives, forschendes, reflexives und diskursives Lernen unterstützen, um den Blick sowohl auf lokale als auch globale Themen zu lenken. BNE basiert auf einem Bildungsverständnis, bei dem Lernende und Lehrende gemeinsam Wissen schaffen („konstruieren“), um verantwortungsvolles Denken und Handeln zu ermöglichen.

Voraussetzungen für gelingende BNE beschreibt Prof. Dr. Gerhard de Haan in seinem Vortrag „Was ist gute Bildung für nachhaltige Entwicklung?“ – hier das >>> Video des Vortrages.

Eine Sammlung von Links zu BNE-Methoden finden Sie hier:

>>> Buchveröffentlichung der Deutschen UNESCO-Kommission e.V: Bildung für nachhaltige Entwicklung in der außerschulischen Bildung: Qualitätskriterien für die Fortbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Leitfaden für die Praxis, S. 26, ISBN978-3-940785-42-8.

>>> BNE-Portal des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

>>> Umweltschulen

>>> Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), München

>>> Methodenheft des BNE-Sachsen

>>> Reflectories.de – Universität Bayreuth, Lehrstuhl für Didaktik der Geographie

Strukturmodelle in Einrichtungen der Erwachsenenbildung

Handlungsfeld

Welchen Raum soll „Bildung für nachhaltige Entwicklung“
in einer Bildungseinrichtung einnehmen?

Foto: Christina Krack

Vieles ist denkbar – von einer kleinen Insel bis zur tragenden Säule. Hier finden Sie einige Denk-Möglichkeiten, keine ist richtiger als die andere. Leitungskräfte können sich – in Verantwortung für die strategische Weiterentwicklung ihrer Einrichtung – anregen lassen, über Strukturen nachzudenken, die zu ihrer Einrichtung passen.

    • Wo steht die Einrichtung aktuell?
    • Welche Struktur ist zukunftsträchtig?
    • Wie sieht ihre Rolle in der Bildungslandschaft vor Ort aus?

Denkbar 1: Teil einer BNE-Modellkommune werden
Die Kommune fördert eine BNE-Bildungslandschaft und lädt alle Bildungseinrichtungen ein, sich daran zu beteiligen.
Mehr dazu beim >>> BNE-Kompetenzzentrum  und im Baustein 14 >>> Kommunale Bildungslandschaften. Auch ohne den Projektzusammenhang kann eine solche örtliche Zusammenarbeit von der Verwaltung oder aus der Bildungslandschaft heraus angeregt werden.

Denkbar 2: Lockerer Zusammenschluss von mehreren Bildungsanbietern
Aus der kommunalen Bildungslandschaft heraus bildet sich ein lockerer Zusammenschluss von einigen Bildungsanbietern, die ein gemeinsames Programm entwickeln und umsetzen, das die Bürgerschaft anspricht und auf lokale Wirksamkeit ausgerichtet ist. Die beteiligten Einrichtungen tragen bei, was sie besonders gut können.

Denkbar 3: Bildungseinrichtung wird offener Lernort
Die Bildungseinrichtung öffnet sich für zivilgesellschaftliche Initiativen oder Vereine, die einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung vor Ort leisten wollen, als Lernort und ermöglicht es ihnen, ihre Themen und Fragestellungen zu bearbeiten. Die Bildungseinrichtung bietet sich als Ort an, stellt ihre Kompetenzen unterstützend zur Verfügung, fördert so das bereits vorhandene Engagement für Nachhaltigkeit in der lokalen Gesellschaft und lernt auf diese Art beiläufig Themen und Fragestellungen der Bürgerinnen und Bürger kennen.

Denkbar 4: Einen Prototypen entwickeln
Die Einrichtung entwickelt einzelne modellhafte Angebote aus dem Spektrum der BNE, zum Beispiel einen Bildungsurlaub in Zusammenarbeit mit einem Naturschutzgebiet. Danach wertet sie ihre Erfahrungen sorgfältig aus und fällt die Entscheidung über den nächsten Schritt.

Denkbar 5: BNE als „kleines“ Querschnittsthema
Einige der bestehenden Arbeitsbereiche einigen sich darauf, einzelne Angebote in Richtung BNE weiter zu entwickeln (z.B. im Ernährungsbereich oder in der politischen Bildung). Sie teilen ihre Erfahrungen miteinander. Sie entwickeln bereits vorhandene Ansätze weiter – Ende offen – wichtig ist dabei, die Reflexion der Erfahrungen zwischen den Bereichen auszutauschen.

Denkbar 6: BNE als Schwerpunkt und Querschnittsthema
Ein Teil der Einrichtung verpflichtet sich zu BNE als Schwerpunkt und Querschnittsthema, in anderen Teilen wird wie bisher z.B. nach den Vorgaben der jeweiligen Drittmittelgeber weitergearbeitet. Nicht alle Angebotsbereiche müssen zwingend einbezogen werden.

Denkbar 7: Dienstleistung für Kommune
Die Bildungseinrichtung übernimmt als Dienstleister z.B. für die Kommune oder für ein Unternehmen, die Aufgabe, zu bestimmten Themen mit bestimmten Kooperationspartnern Bildungsangebote zu entwickeln, die handlungsorientiert ausgerichtet sind, lokal nachhaltige Lösungen entwickeln und lokale Ziele unterstützen, indem Bürgerinnen und Bürger informiert und einbezogen werden.

Denkbar 8: BNE als interdisziplinär arbeitender Schwerpunktbereich
Ein umfassenderer Ansatz: Ein neuer Schwerpunktbereich BNE wird etabliert – die bestehenden Arbeitsbereiche arbeiten in ihrer bisherigen Logik und Struktur weiter. Sie geben aus ihrer Arbeit heraus Impulse für Angebote, die im Sinne der BNE konzipiert, durchgeführt und evaluiert werden an den Schwerpunktbereich. Dort wird entschieden, ob der Impuls aufgegriffen und (mit den passenden Netzwerkpartnern) umgesetzt wird. Nach einer Probephase wird der Schwerpunktbereich evaluiert und ggfs. dauerhaft etabliert oder erweitert.

Denkbar 9: BNE als pädagogisches Konzept
Die Einrichtung entscheidet sich, ihre pädagogische Arbeit am Leitbild der BNE zu orientieren und integriert die Themen und Arbeitsweisen der BNE, wo auch immer das möglich ist, schrittweise in alle Bereiche der Programmplanung. Mit diesem neuen Profil positioniert sich die Einrichtung in der Öffentlichkeit.

Denkbar 10: Über alle Strukturmodelle hinweg
Die Einrichtung orientiert sich am Whole Institution Approach und verfolgt das Ziel, all ihre Entscheidungen im Sinne nachhaltigen Handelns zu treffen. Sie gewinnt so authentisches Auftreten gegenüber ihren Teilnehmenden.

Was tun?

  • Besprechen Sie im Team die Frage, welche Bedeutung BNE für Ihre Einrichtung hat. Fragen Sie nach, welche Vorstellungen ihre Kolleginnen und Kollegen haben.
  • Nutzen Sie den >>> BNE Quickcheck pdf-Datei 209 KB oder die >>> Bestandsaufnahme anhand der 17 SDGs pdf-Datei 275 KB, um den aktuellen Stand zu erfassen.
  • Machen Sie es sich leicht – entwickeln Sie Ansätze weiter, die sich schon bewährt haben!
  • Wenn Sie einen Entwicklungsprozess starten: Machen Sie sich mit den Gesetzmäßigkeiten eines Transformationsprozesses vertraut – siehe auch Basiswissen >>> BNE zur Aufgabe der Erwachsenenbildung machen.

Anregungen

Praxishandbuch >>> „Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Kommune gestalten“ des Deutschen Jugendinstitutes

>>> Podcast mit Dr. Dennis Michels, Fachbereichsleiter Politische Bildung der vhs Köln, die 2023 als eine der besten BNE-Initiativen Deutschlands ausgezeichnet wurde.

Handlungsfeld >>> Leitungshandeln als strategische Verantwortung für BNE

BNE-Podcast für die Erwachsenenbildung – Episode 0
>>> Einführung in die Podcast-Reihe