BNE-Netzwerke sind ein wichtiger Baustein zur Umsetzung der hessischen Nachhaltigkeitsstrategie mit dem Ziel, nachhaltige Entwicklung als Leitbild in allen Bildungsbereichen zu verankern.
Die BNE-Netzwerke sind regionale Bildungslandschaften, die es Bürgerinnen und Bürgern in Hessen ermöglichen, ihre Kompetenzen für Nachhaltigkeit im privaten und beruflichen Umfeld weiter zu entwickeln.
Die Netzwerkpartner bieten Bildung für nachhaltige Entwicklung für frühkindliche Bildung, Schule, berufliche Bildung, Hochschule, Kommunen oder non-formales/informelles Lernen in einer Vielzahl an Bildungsangeboten rund um Nachhaltigkeit für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Organisationen an.
In Hessen gibt es neun regionale Netzwerke:
Fulda und Region Osthessen
Hanau und Region
Marburg und Region
Mittelhessen
Frankfurt
Nordhessen
Vogelsbergkreis
Wiesbaden
Darmstadt und Darmstadt-Dieburg
Weitere Informationen zur inhaltlichen Arbeit und Mitgliedschaft in BNE-Netzwerken finden Sie auf der Seite der >>>Nachhaltigkeitsstrategie Hessen.
Überregionales Netzwerk RENN.west RENN.west ist eines von vier bundesweiten Netzwerken und setzt sich zusammen aus Akteuren der Länder Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Ziel dieser sogenannten „Netzstellen“ ist es, die politischen Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung in Deutschland weiterzuentwickeln. Die hessischen BNE-Netzwerke arbeiten regelmäßig mit der regionalen Netzstelle >>>RENN.west zusammen. So fließen die Erfahrungen aus der Arbeit der hessischen BNE-Netzwerke in die RENN-Strategie ein.
BNE-Akteurskarte Die Vielseitigkeit der deutschen BNE-Landschaft (Kitas, Schulen, Bildungseinrichtungen, Unternehmen, Vereine, Universitäten, Netzwerke oder Kommunen) wird auf der >>>BNE-Akteurskarte sichtbar. Sie gibt deutschlandweit einen Überblick über alle seit 2016 ausgezeichneten Initiativen. So können sich die lokalen und regionalen Akteurinnen und Akteure untereinander austauschen, sich gegenseitig unterstützen und miteinander vernetzen.
BNE in einer nachhaltig arbeitenden Bildungseinrichtung:
Whole Institution Approach
Bildungseinrichtungen entwickeln im Idealfall nicht nur Bildungsangebote für andere, sondern sind selbst eine lernende Organisation. Im Kontext BNE bedeutet dies, Nachhaltigkeit als Lernfeld anzubieten und als Organisation in möglichst vielen Bereichen nachhaltig wirksame Entscheidungen zu treffen.
Dieser Ansatz ermöglicht es, die inhaltliche und methodische Arbeit durch eigene Erfahrungen in der Umsetzung zu ergänzen und so immer wieder auf neue Aspekte nachhaltigen Lernens und Handelns zu stoßen.
Ganzheitlicher Ansatz für Institutionen (angelehnt an Bilgram & Viehöfer 2019) >>> Grafik anklicken für eine große Ansicht
Die Grafik macht die Verknüpfung zwischen der Nachhaltigkeit in der Bewirtschaftung einer Einrichtung und den drei anderen Aufgabenfeldern deutlich, die BNE konzeptionell ermöglichen.
Die Integration aller vier Aufgabenfelder erhöht den Eindruck der Authentizität der Einrichtung und bietet zugleich konkrete Lernfelder für alle Funktionsbereiche und Mitarbeitenden.
Reflexionsfragen
Nutzen wir geeignete Lernorte? Sind sie inspirierend? Sind sie gut erreichbar, auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln?
Wie sind unsere Lernorte ausgestattet? Haben wir Kriterien zur nachhaltigen Beschaffung, Erhaltung, Pflege entwickelt und setzen wir sie ein?
Genügen die eingesetzten Lernmaterialien den Anforderungen einer guten BNE? Werden sie den Teilnehmenden in ihrer Unterschiedlichkeit gerecht? Wie unterstützen wir unsere Lehrenden bei der Erstellung BNE-gerechter Materialien?
Achten wir auf fairen Einkauf und nachhaltige Produktion? Wie erreichen wir es, dass alle Mitarbeitenden unsere Kriterien kennen und einhalten können?
Wie nehmen wir auf Unterkunft und Verpflegung Einfluss? Achten wir bei der Beschaffung und Zubereitung von Nahrungsmitteln auf umweltverträgliche Erzeugung, fairen Handel, Regionalität und sparsamen Umgang?
Gestalten wir Räumlichkeiten naturnah und gesund?
Beteiligen wir unsere Lehrenden und Lernenden an unseren Zielen und kennen wir ihre Bedürfnisse?
Was tun?
Den Weg zum Whole Institution Approach gehen Sie leichter, wenn Leitungskräfte die Werte und Grundprinzipien der nachhaltigen Entwicklung und des globalen Lernens in die „DNA“ ihrer Einrichtung einschreiben: indem sie ihre Steuerung und ihre Managementinstrumente so weiterentwickeln, dass nachhaltiges, ressourcenschonendes, zukunftsorientiertes, gerechtes und global verantwortliches Entscheiden und Handeln kontinuierlich integriert wird – siehe auch Handlungsfeld >>> Leitungshandeln als strategische Verantwortung für BNE.
Von zentraler Bedeutung ist es, dass Sie die Mitarbeitenden entsprechend ihrer Verantwortungsbereiche in die Entwicklung einbeziehen und auf die Reise durch den Transformationsprozess einladen – siehe auch Basiswissen >>> BNE zur Aufgabe der Erwachsenenbildung machen.
Auf der Suche nach Verbesserungsideen für eine nachhaltige Infrastruktur können Sie Expertinnen und Experten aus entsprechenden Institutionen aus Ihrem Netzwerk einladen: ein fremder Blick findet die blinden Flecken – vielleicht entwickelt sich eine Einladung auf Gegenseitigkeit?
Wie für alle strategisch relevanten Entscheidungen ist Leitung für die strukturelle Verankerung von BNE in der Einrichtung (ja oder nein und wenn ja: in welchem Umfang?)und für die Gestaltung des Veränderungsprozesses (wie kommen wir vom aktuellen Stand aus zu einer BNE-adäquaten Arbeitsweise?) zuständig.
Im Handlungsfeld >>>Strukturmodelle in Einrichtungen der Erwachsenenbildung finden Sie einige Strukturmodelle, die mit unterschiedlicher Reichweite eine Integration von BNE in das Selbstverständnis und die Arbeitsweise der Einrichtung beschreiben. Je nach Reichweite sind die Auswirkungen auf die drei Ebenen der Organisation(Strategie – Struktur – Kultur) unterschiedlich folgenreich. Je begrenzter der Umfang ist, in dem BNE verankert wird, desto weniger Prozesse und desto weniger sind die Werte und grundlegenden Ziele betroffen. Je mehr Personen und Bereiche betroffen sind (Stichwort Whole Institution Approach), desto dringender wird eine umfassende Auseinandersetzung der gesamten Einrichtung mit den Anliegen der nachhaltigen Entwicklung bzw. der sozial-ökologischen Transformation (wir verwenden BNE und Bildung für die sozial-ökologische Transformation gleichwertig).
„Kennzeichnend ist auch eine Veränderung der Rolle oder der Handlungsstrukturen des Bildungsakteurs, womit sowohl Mitarbeitende als auch die gesamte Bildungseinrichtung selbst gemeint sind. Bei Bernhard Wunder zeigte sich dies besonders darin, dass er über die gewohnte Rolle hinausgehen musste, um das (Bildungs-)Anliegen erfassen und vermitteln zu können. Er wurde zivilgesellschaftlicher Akteur, Innovator, Pfadfinder, Aktivist, Netzwerker, Vermittler – und verließ so reguläre Bildungsroutinen bzw. schuf neue Räume und Formate für Bildungsprozesse, die bei Teilnehmenden und Lernenden eine andere Wirkung entwickeln konnten als im vertrauten Bildungssetting.“ aus: André Gerth: Bildung durch Hacke und Spaten? In: weiterbilden 2 _ 2023, S. 19ff
Reflexionsfragen
Wie sieht der Zielfindungsprozess für den Umgang mit BNE / Transformativem Lernen aus?
Wie werden Zielfindung und Umsetzung partizipativ begleitet?
Wie werden Fortschritte wahrgenommen? Kennen die Mitarbeitenden den Stand der Entscheidung und Umsetzung?
Sind Mittel für die Weiterbildung der Beteiligten eingeplant?
Sind Ressourcen für die Vernetzung eingeplant?
Wie werden Prioritäten geklärt?
Wie werden Meilensteine und Veränderungen bzw. Problemfelder kommuniziert?
Wie werden Rückmeldungen eingeholt und die Sicht von Interessenpartnern einbezogen?
Wie werden erwartbare Rückschläge und Verzögerungen wahrgenommen und wie wird damit umgegangen? Wie werden Veränderungen verankert?
Welche Systemebenen werden adressiert: Strategie, Struktur und Kultur?
Wie werden heterogene Sichtweisen ausgehandelt?
Wie wird mit Unvorhergesehenem intern und im Umfeld umgegangen?
Wie bereit sind die Leitungspersonen zur Veränderung ihrer Rollen?
Wie werden die handlungsleitenden Werte der BNE / der sozial-ökologischen Transformation im laufenden Prozess integriert und reflektiert?
Was tun?
Geben Sie der Aufgabe «Bildung für nachhaltige Entwicklung» Raum und nutzen Sie ggfs. eine Klausur zur gemeinsamen Entscheidungsvorbereitung mit Ihrem Team.
Nutzen Sie die zahlreichen Informationsmöglichkeiten zur BNE für Ihre eigene Positionsfindung und vermeiden Sie dabei, dies in einer Situation zu tun, die durch Zeitdruck und Stress bestimmt ist.
Fragen Sie sich, ob Sie bereit sind, sich auf einen Transformationsprozess auf der gesellschaftlichen Ebene und in Ihrer Einrichtung zu begeben.
Falls die Antwort „ja“ ist: gehen Sie die Aufgabe systematisch an und nutzen Sie zur Entscheidungsfindung in Ihrer Einrichtung die Anregungen aus dem Handlungsfeld >>>Strukturmodelle in Einrichtungen der Erwachsenenbildungund dem Basiswissen >>> BNE zur Aufgabe der Erwachsenenbildung machen – hier insbesondere das U des Transformationsprozesses – sowie zur Umsetzung der Entscheidung die Vorgehensweisen Ihres Qualitätsentwicklungssystems.
Falls Ihnen etwas dazwischen kommt, folgen Sie bitte den
BNE-Simulationstag für Weiterbildungseinrichtungen, die sich in einem kreativen Format mit dem Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung auseinandersetzen möchten. Auf der Seite PB Hessen BNE-Spezial unter >>>BNE-Simulationstag finden Sie weiterführende und vertiefende Anregungen und konkrete Arbeitshilfen.
Dass das Denken und Handeln in Netzwerken ein zentraler Gelingensfaktor für wirksame Bildungsarbeit im Kontext der sozial-ökologischen Transformation ist, beruht auf zwei Elementen: der Interdisziplinarität der Themen und dem Resonanzerleben in der Gemeinschaft.
Vernetzt denken
Die Themen der nachhaltigen Entwicklung sind in Gänze nur zu verstehen, wenn sie aus den verschiedenen Blickwinkeln oder Disziplinen betrachtet werden, mit denen sie verknüpft sind. Beispiel: Mobilität berührt technische Fragen, Infrastrukturfragen, Arbeits- und Produktionsweisen, Wohn- und Lebensformen und ist in Bezug auf Demografie, Gesundheit, Lärm und Luftqualität etc. unterschiedlich zu betrachten. Erst aus der Zusammenschau ergeben sich neue Ansatzpunkte – die wir brauchen, weil nur neue Lösungen aus den Problemen herausführen, die wir jetzt im Sinne der (globalen) Nachhaltigkeit lösen müssen.
Ein Netzwerk mit dem Umfeld bilden
Alle diese unterschiedlichen Perspektiven werden von verschiedenen Akteuren vertreten, die jeweils Expertise aufgebaut und Formen der politischen, gesellschaftlichen oder kulturellen Beteiligung entwickelt haben. Mit diesen – auch über Differenzen hinweg – in der Bildungsarbeit zu kooperieren, bedeutet: Wissen und Erfahrung werden geteilt, kreative Problemlösungen entstehen in Gemeinschaft leichter, vorhandene kommunale oder regionale Ansätze werden bekannt und Teilnehmende bekommen Anregungen, sich über die Bildungsveranstaltung hinaus zu betätigen. Am allerwichtigsten ist jedoch die subjektive Erfahrung, dass es Gleichgesinnte gibt und dass man gemeinsam mehr erreichen kann. Diese Erfahrung ist für das lernende Individuum genauso wichtig wie für die einzelne Bildungseinrichtung, deren Beitrag zu einer nachhaltigen Gesellschaft größer wird, wenn sie sich mit anderen Einrichtungen zusammenschließt. Sinnvoll ist der Blick auf die verbindenden Werte und Ziele der Partnerorganisationen und das gemeinsame „Dritte“ als Moment der Zusammenarbeit.
Ein Netzwerk bilden …
innerhalb der Bildungseinrichtung
Dasselbe gibt für die Zusammenarbeit im Team: Egal, für welches Strukturmodell sich die Einrichtung entschieden hat – siehe Handlungsfeld >>> Strukturmodelle in Einrichtungen der Erwachsenenbildung) – die Kommunikation innerhalb der Einrichtung über Themen, Bedarfe, Partnerorganisationen, Erfahrungen und Ideen zur Weiterarbeit gehört ins Gesamtteam – auch dort finden sich Bündnispartner, Expertinnen und Experten, Personen, die den Kontakt zu Aktiven und Interessierten herstellen können.
Reflexionsfragen
Welche Themen (der Nachhaltigkeit) sind durch die Bedarfserschließung sichtbar geworden und welche Wissensbereiche sind daran für das Umfeld der Bildungseinrichtung relevant?
Wer kennt sich vor Ort mit diesen Wissensbereichen aus?
Wer ist bereits zu diesem Thema aktiv (Personen, Unternehmen, Vereine, Initiativen, etc.)?
An welches schon vorhandene Netzwerk kann sich die Bildungseinrichtung anschließen?
Wie können sich die vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen im Interesse eines attraktiven Lernangebotes verknüpfen lassen? Wer kann die Initiative ergreifen?
Wer kann intern unterstützen?
Wie kann über die Veranstaltung hinaus das Netzwerk der Teilnehmenden gefördert werden?
Welche Rolle übernimmt unsere Einrichtung in welchem Netzwerk?
Was tun?
Es geht darum, Themen in ihrer Vielschichtigkeit auszuleuchten und die Akteure vor Ort mit ihrer Expertise einzubinden – und daraus Lerngelegenheiten zu entwickeln, die Kopf, Herz und Hand der Bürgerinnen und Bürger ansprechen. Stichwort: sozial-emotionales Lernen. Hier kommen die Pädagoginnen und Pädagogen Ihrer Einrichtung ins Spiel! – siehe auch Handlungsfeld >>> Angebotsentwicklung nach BNE-Kriterien.
Die Herausforderung für die Erwachsenenbildung, zumal die non-formale, besteht darin, die eigene Rolle in Bezug auf die Zusammenarbeit mit potenziellen Partnerorganisationen, auch zivilgesellschaftlichen, und der Verwaltung vor Ort zu überdenken. Bildung leistet einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Transformation in Richtung Nachhaltigkeit, aber sie muss sich dazu auf die anderen Akteure vor Ort zubewegen: Politik und Verwaltung (die zur Strukturbildung beitragen), Initiativen und Verbände (die Bürgerbeteiligung ermöglichen) sowie Unternehmen (die Arbeitsbedingungen und Produktionsweisen verändern). Und das im Interesse der Bürgerinnen und Bürger, ohne deren Verstehen und Zutun Transformation nicht gelingen kann.